• Hi all,
    ich habe von IFF eine sehr interessante Mail bekommen, die, wenn die GEMA damit durchkommt für alle Sessionmusiker und Betreiber einschneidende Wirkung haben kann. Hier der Originalwortlaut:

    Hallo Folkfreunde,

    die GEMA hat eine neue tolldreiste Attacke gestartet - auf Sessions!

    Anläßlich einer der monatlichen Sessions im Cafe Mitsch in Birkenau / Niederliebersbach
    erhielt der Wirt eine Aufforderung, eine Liste der gespielten Stücke einzusenden.
    Nachdem wir eine Fantasieliste mit Traditionals eingeschickt hatten, kam ein
    weiteres Schreiben mit der Bitte "um Übersendung der Urheber bzw. die Bearbeiter
    der genannten Titel". Die fehlenden Deutschkenntnisse dieses Herrn Emig fand ich
    noch lustig (ich konnte ihm ja auch die Urheber selbst nicht übersenden, und weiß
    auch nicht, was "Übersendung die Bearbeiter" bedeuten soll), aber wegen der
    ganzen Zumutung platzte mir der Kragen und ich schickte ihm das im Anhang wiedergegebene Schreiben.
    Ich bin gespannt wie das weitergeht und halte euch auf dem laufenden.

    und die Antwort:

    GEMA
    Postfach 268065016
    Wiesbaden

    Herrn / Frau M. Emig


    Sehr geehrter Herr Emig,

    als Teilnehmer der musikalischen Session beim Guiness Stammtisch im Cafe Mitsch antworte ich im Auftrag von Herrn Mitsch auf Ihr Schreiben vom 24.4.07.
    In Ihrem Schreiben verlangen Sie eine Liste der gespielten Stück mit Angabe der Autoren und Bearbeiter.

    Abgesehen davon, dass es nicht unsere Aufgabe als (Hobby-) Musiker ist, Autoren und Bearbeiter der von uns meist von anderen (Hobby-) Musikern durch Zuhören erlernten Stücke auszuforschen, ist Ihnen offenbar nicht bekannt, was eine Folksession ist.
    Ich will es Ihnen erklären.
    Es handelt sich um ein Zusammentreffen, das offen ist für alle Musiker, die die betreffende Musikrichtung praktizieren. Keiner weiß also zuvor, wer genau teilnehmen wird. Entsprechend gibt es natürlich kein Programm – es kann logischerweise keines geben.
    Wenn die Musiker zusammensitzen, ihre Instrumente gestimmt und ihr Getränk bestellt haben, beginnt einer von ihnen, ein Stück zu spielen, ein zweiter schließt sich an, andere folgen. Angenommen, ich kenne das Stück nicht und frage einen Spieler, wie das Stück heißt, werde ich öfters die Antwort bekommen: „Keine Ahnung“. Oder auch „Gain Anim“. Zu deutsch: „Ohne Titel“.
    Und so geht das den ganzen Abend – keiner sagt aber vorher: „Wir spielen jetzt das Stück „Nobody knows“ von dem Komponisten Still Living nach der Bearbeitung von Mike I.Better.“ Und es gibt auch keinen, der die Titel aller Stücke wüsste. Auch ist kein Sekretär vorhanden, der in einem Protokoll versuchen würde, wenn er sie denn kennte, die Titel zu notieren. Auch kenne ich keinen Musiker, der nach einem solchen Abend sich auch nur an die Hälfte der gespielten Stücke erinnern könnte.
    Wenn Sie sich das nicht vorstellen können oder unglaubwürdig finden, sind Sie gern eingeladen, an einer solchen Session im Cafe Mitsch teilzunehmen. Hier findet jeden Monat ein Guiness – Stammtisch statt verbunden mit einer Session mit irischer und amerikanischer Folkmusic.
    Oder informieren Sie sich bei einer andern der zahlreichen Sessions hier im Rhein – Neckar Raum, die alle nach diesem Prinzip ablaufen. Oder auch im Ursprungsland, in Irland.

    Vielleicht ist die Konsequenz nun nach GEMA – Logik, dass man Sessions verbieten müsste. Dann hätte die GEMA den Ehrentitel „Gesellschaft zur Verhinderung von Musik“ verdient. Und die Musikpubs, vor allem in Irland, müssten zumachen und die Quelle echter und insbesonders irischer Volksmusik wäre endlich verstopft.

    Im Ernst: für eine Session eine Setliste zu verlangen, ist der Gipfel des Schwachsinns. Denn es geht logischerweise nicht nach dem Inhalt des Begriffs „Session“. Sobald man für eine musikalische Veranstaltung eine solche Liste erhält, kann man sicher sein, dass es keine Session war. Oder die Liste eine List, der Not gehorchend, frei erfunden ist.
    Und es ist schon erstaunlich und peinlich, dass eine Organisation, die sich mit musikalischer Aufführungspraxis befasst, davon keine Ahnung hat. Und versucht, aus einer Veranstaltung, wie sie weniger kommerziell nicht sein könnte, Gebühren rauszuschlagen. Denn sobald nur ein einziger Euro gezahlt wird, handelt es sich nicht mehr um eine Session. Oder will die GEMA am Ende als geldwerten Vorteil werten, wenn den Musikern mal ein Bier spendiert wird?
    Der nächste Schritt wäre dann konsequenterweise zu überprüfen, wo zu Hause musiziert wird und hierfür eine Setliste zu verlangen und die fälligen Gebühren einzuziehen. Die notwendigen Spione werden sich davon finanzieren lassen, wenn auch für die Autoren nichts übrig bleibt.

    Pardon, jetzt bin ich etwas polemisch geworden. Natürlich ist es grundsätzlich richtig, dass die Rechte der Autoren gewahrt werden. Aber das Musizieren von Amateuren bis in den letzten Winkel verfolgen zu wollen, hat schon etwas Stasihaftes und führt zu absurden Konsequenzen wie oben geschildert; ähnlich, wenn bei einem Auftritt von Amateuren von 20 Zuhörern je 5 Euro kassiert werden, der Wirt der Band 200 Euro zahlt, Essen und Trinken freistellt und nun auch noch GEMA -Gebühren abführen soll – die rationale Konsequenz, die viele bis auf ein paar Idealisten ziehen: Keine solchen Konzerte mehr! Wieder hat sich die GEMA als Gesellschaft zur Verhinderung von Musik erwiesen.

    Das muss nicht sein, und ich bitte Sie, Ihre Praxis diesbezüglich zu überdenken bzw. zu ändern.
    Wir Sessionmusiker müssten uns sonst juristisch gegen solche Übergriffe wehren.
    Das muss nicht sein.


    Mit freundlichen Grüßen

    ...man kann gespannt sein,
    LG,
    Alexander


  • :D

    TOP!

    Du hast es mit deiner Antwort völlig auf den Punkt gebracht!
    Vor allem eines: Ich frage fast in jeder Session: "Hey, der Tune war ja geil, wie heißt der denn?" Die Antwort kennt ihr ja alle! :))

    Ärgerlich, dass man sich mit so einem Schwachsinn überhaupt auseinandersetzen muss. Die GEMA erinnert ein bisschen an die Engländer, die den Iren das Musizieren verbieten wollten, weil die Inhalte der Stücke nicht unbedingt deren Vorstellungen entsprachen.

    Man sollte den Spieß mal umdrehen und die GEMA sollte sagen, welche Stücke man spielen darf und welche nicht!
    Eine Liste mit den ganzen Tunes in die Datenbank und fertig. Dann sollen sie ihre Spione schicken und melden, wenn eine Session etwas Verbotenes spielt!

    Oh Mann, welch ein Schwachsinn, echt!

    JA! Bitte halte uns auf dem Laufenden, das kann alle von uns früher oder später betreffen!!!!

    lg und viel Erfolg

    Mat

    ;)

    Stammsessions in Kassel und Marburg
    Instrumente: SOK-Bodhrán, Takamine-Gitarre, Dixon Low und Tin Whistle, Seiler Piano

  • Hallo Alkro,

    Dein Schreiben bringt zwar die Sache auf den Punkt, ich hoffe aber, Du weckst bei der GEMA mit so etwas keine schlafenden Hunde.
    Viele Leute hier im Forum wurden mit dieser Problematik bereits konfrontiert (da gibts auch einen eigenen Thread irgendwo) und man kann dieser Sache auch wesentlich eleganter aus dem Weg gehen. Schick eine Tunes-Liste mit Traditionals (alle anderen Tunes sind nämlich tatsächlich GEMA-Pflichtig) dorthin und am besten habt ihr die alle selbst arrangiert (macht ihr eigtl. sowieso, wenn ihr auch nur zwei Noten verändert).
    Dann gibt die GEMA Ruhe und vor allem stressfrei.

    Gruß, Stefan

  • Aber schadet wohl nicht, denen mal eins vor den Bug zu schießen!

    Ich finds gut!

    :D

    Stammsessions in Kassel und Marburg
    Instrumente: SOK-Bodhrán, Takamine-Gitarre, Dixon Low und Tin Whistle, Seiler Piano

  • Moin
    ich sehe es wie Stefan. Die GEMA kennt keine Sessions. da die Beweislast zunächst beim Veranstalter liegt, hat dieser Ansatz zu meckern wenig Sinn. Du mußt beweisen, dass die Stücke, die Ihr spielt traditionell sind. Das kannst Du, indem ihr Stücke aus O'Neills spielt. Fertig. Haben wir hier in Hannover alles schon durchgezogen, Polemik bringt nur Streß, Liste mit Traditionals, bei denen als Urheber immer Trad. steht, bringt Ruhe.
    Grüße
    Der Rolf