"Offenes" Bodhran-spiel

  • soweit ich es mitbekommen habe wurde die bodhran vor nicht allzulanger zeit (ich sag mal salopp "vor'm krieg" ) ohne dämpfung durch die linke hand gespielt.
    inwieweit hat diese technik heute noch ihre bedeutung. und waren die bodhrans damals anders (härter) gespannt um es dem spieler mit dem rückschwingenden fell zu erleichtern?
    ich hoffe dass wir auch ne historische diskussion auf die beine bekommen :D und nicht nur unsere lebensgeschichte hier veröffentlichen *grins*

  • Hallo Tim,

    ich hab' mal ein paar Aufnahmen von Malachy Towey (1997), Brendan Byrne (1967) und John Reynolds (zwischen 1924 und 1929) durchgehört, dazu Aufnahmen von einem unbekannten Spieler, der Cathal McConnell begleitet hat. Alle spielen die Bodhrán offen. Die Felle klingen jedesmal ziemlich hart und straff gespannt. Und Sonny Davey, ein uralter Bodhránmaker, macht bzw. machte seine Trommeln meines Wissens auch mit recht harten Fellen.
    Wie groß die Bedeutung dieses Stils heute noch ist, kann ich nicht genau sagen. Alte Bodhránspieler benutzen ihn scheinbar noch (Towey z.B. ist schon ziemlich alt). Der einzige jüngere Spieler, den ich jemals so hab' spielen sehen, ist Conor Long, auf seinem Lehrvideo. Es ist halt ein einfacher Stil, bei dem die linke Hand nichts zu tun hat.
    Mein Eindruck ist, dass sich dieser Stil generell so ziemlich auf dem aussterbenden Ast bewegt und höchstens noch hier und da zur Abwechslung für einzelne Sets gebraucht werden wird. Ein Wunder ist das, wenn man's genau bedenkt, nicht - schließlich bietet die klassische Technik viel mehr Variationsmöglichkeiten. Das hat auch schon die alte Generation der Bodhránspieler gemerkt; Peadar Mercier z.B. hat die offene Spielweise bereits aufgegeben. Und dann ist so eine offen gespielte Bodhrán auch verdammt laut und damit alles andere als Session-freundlich. Früher, als die Bodhrán fast nur im Freien von den Wren Boys gespielt wurde, hat die offene Spielweise noch mehr Sinn gemacht.
    Ich persönlich spiele die Bodhrán zu ganz bestimmten Sets noch offen mit der Hand. Das bringt zwischendurch einen kleinen archaischen Touch in die Musik und ist von der Laustärke her sehr verträglich.

    Gruß von Moritz

  • Moin
    aber er hat seine Hand am Fell !
    Und das ist der entscheidende Unterschied. der bewegt sie zwar nicht viel, aber dämpft und hat schonmal mindestens zwei verschiedene Töne (über und unter der Hand).
    Allerdings läßt er manchmal (!) die Hand weg und dann ist es offen.
    So war es zumindest vor 4 Jahren, als ich ihn getroffen habe..:D
    Grüße
    der Rolf

  • Aber bei "OSullivans March" und bei "King Laois March"
    (The Wide World Over": Lied 1) spielt Kevin Conneff das intro mit "Offener" Hand (das hört sich ja an wie eine Verletzung :-) ).
    Ich denke, dass man, wenn man die linke Hand weglässt
    einen Sound erzeugen kann, der an die großen Keltischen Trommeln, wie sie bei Riverdance, Lord Of The Dance und sogar bei "Lough Erin Shore" von den Corrs zu hören sind.
    Vielleicht wurde das offene Spiel von anderen, ähnlich gebauten Rahmentrommeln übernommen.
    Zum Beispiel die marokkanische Bendir wird nur mit einer Hand gespielt, weil die andere den Bendir hält.
    Oder beim mittelalterlichen Tabor oder Taborim:
    Hier spielt der "Taborist" mit der anderen aHand eine Flöte...

    Das hört sich doof an, aber vielleicht hatten die Kelten einfach nicht genügend Sitzmöglichkeiten und mussten den Bodhrà n (im stehen) halten...
    Durch die Stühle in den Pubs und das damit
    verbundene Spielen im sitzen, wurde die linke Hand
    dann "arbeitslos" und ein schlauer Bodhrà n-Spieler hat sich dann was für die linke Hand ausgedacht....

    Aber man weis ja nie....

    Ben :]

  • Tach auch! Ich bin neu hier, und wenn der Thread auch schon etwas älter ist, möchte ich doch noch meinen Senf dazugeben. Also, ich spiele offen, wenn ich draußen im Stehen zwischen zwei Dudelsäcken trommeln muss. Sonst hört mich keiner. Dazu brauche ich tatsächlich auch das Kreuz - zum Halten am ausgestreckten Arm, damit auch kein bisschen Krach verloren geht. Aber schöner klingt's nicht. :(
    Viele Grüße
    Christoph

    "There's nothing like the sound of the bodhrán to rise the blood in a man." John B. Keane, The Bodhrán Makers

  • offenes Spiel verlangt gutes Akzentuieren, die Fähigkeit mit Lautstärkendynamik zu arbeiten. Die Straffheit oder Härte der Felle war nötig, damit man bei schnellerem Spiel nicht alles zudonnert, sondern die Einzelschläge noch hört. Brendan White hat vor kurzem eine ULTRAHARTE Bodhran gebaut. Hört sich jeck an, ist aber für heutige Geschmäcker zu einseitig... für meinen Geschmack sollten alle(!) Stile ihre Berechtigung haben. Auf Mittelaltermärkten (ohne Mikrofone) ist das offene Spiel noch seeeehr aktuell. Leider können es nicht viele gut X(

    Das war mein Mostricht