Fachbegriffe in Theorie und Praxis

  • Tja, dann mach ich mir mal gleich 2 Feinde oder trage noch zur Verwirrung bei.


    Wenn im Irish Trad die Geige die Richtung angibt, und da Triplet und Roll etwas unterschiedliches sind,...


    Ich bin ja weniger Irish Folk und mehr Fan der Bodhran als musikstil-unabhängiger Trommel.


    Und Schlagzeuger wiederum reden wohl vom Triplet Roll...

    Nachstehend ein Beispiel samt Noten.


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    Das einzuordnen überlasse ich nun wieder Euch.

  • Indeed.


    Aber es gibt halt verschiedene Gruppen, in die man als Bodhranspieler "geraten kann".


    IrishTrad ist da sicher eine der, wenn nicht die wichtigste.


    Für andere ist es "eine von vielen Rahmentrommeln", und in deren Umfeld gibt es z. B. eine etwas dominante persisch geprägte Kultur, auch hinsichtlich "Notation" (und diese ganze Lautmalerei Doum Tak Pa TaTak...).


    Und auch wenn es manche nicht so gerne hören:

    Mit ihren tonalen Möglichkeiten kann die Bodhran auch so etwas wie rudimentäres DrumSet, wo es dann wieder eigene Gepflogenheiten gibt.


    Bei aller Fruchtbarkeit dieser Diskussion:

    Einzig wirklich einigermaßen universelle Notation sind nun einmal Noten.

    Und verschiedene Gruppen ergänzen Sticking/Handset und ähnliches mit Pfeilen, Richtungsbuchstaben, Hand-Fuß-Bezeichnungen, etc., dazu noch diversen Zeichen für Betonungen oder Spezialitäten wie z. B. RimShots.


    Und im direkten Unterricht kann man die dann auch anstelle der Noten verwenden, weil es ja schließlich noch die erläuterternden Worte des Lehrers gibt.


    Ich wollte diese Vielfalt noch einmal verdeutlichen, die daran erinnern soll, dass die Forderung nach Einheitlichkeit leicht die Gesamtdimension sprengt.


    Und wenn für die Bodhran dann eigene Gesetze gelten, wird sie wieder schnell zum Eigenbrödler.


    Daher wäre es dann vielleicht doch sinnvoller, die jeweils gruppenspezifischen Konventionen auch in der Darstellungsweise zu respektieren.


    When in an Irish TradSession, do as the others do.

    Im Unterricht bei Rolf, folge seinen Vorgaben.

    Bei den Rahmentrommlern beschäftige Dich etwas mit Lautmalerei (ich mag übrigens auch deren "if you can sing it, you can play it").

    Oder auch: Wer in Rom ist, sollte wie die Römer tun.

  • Moin

    Ja, das ist alles klar und richtig.

    Auf Noten wird, aus oft diskutierten Gründen, zum Teil verzichtet werden. Das ist aber nur eine Seite.

    Die andere Seite ist die Begriffsdefinition, und da haben wir es schwer, uns gegen "die Iren" durchzusetzen, auch wenn man nicht aus der irischen Tradition stammt. Ich kenne mich nicht aus, aber wenn man jetzt zum Beispiel Tabla lernt, gibt es auch neue Begriffe, die sich eventuell mit denen der westlichen Musik (statt klassicher Musik?) beißen?

    Grüße

    Der Rolf

  • Hallo


    Bevor wir uns jetzt unnötig verbreitern: Die Bodhrán ist ein europäisches Instrument, konkret aus der irischen Musiktradition heraus gewachsen und entwickelt. Traditionen aus anderen Teilen der Erde sind anders (siehe Tabla).


    Wenn die irische Tradition andere Begriffe hervorgebracht hätte, dann wäre ja alles in Butter. Hat sie aber nicht (konsequent). Sie bedient sich etablierter Begriffe aus der europäischen Musiktradition und füllt sie (teilweise) mit anderem Inhalt.


    Mit welchem Inhalt?


    Also Persien und Tabla interessiert mich weniger, als die Frage, die immer noch nicht (hier) geklärt ist:


    Was ist der Unterschied zwischen einer Triplet und einem Roll?


    Viele Grüße,


    Lance

  • Na, die Antwort hängt wohl von der jeweiligen Gruppe ab.


    Ich halte jede schneller gespielte Gruppe von eingefügten Schlägen für einen Roll.

    Können also 2er, 3er, 4er (Eamon!) oder Xer sein.

    Im engeren Sinne (manche sehen das sogar als Teil der Definition) sogar so schnell, dass das Ohr die einzelnen Schläge nicht mehr exakt getrennt raushört.


    Ein Triplet oder eine Folge von Triplets wären dann (als Roll) schnelle 3er oder Folgen von 3ern.

    Wobei es binäre oder trinäre 3er-Gruppen sein können, womit wir wieder bei Triplet - Triole wären.


    Insofern wäre ein schnelles Triplet (Sechzehntel oder gar Zweiunddreißigstel) EINE von mehreren möglichen Formen eines Rolls.

    Daher mein vorheriges Beispiel mit den Triplet Rolls am DrumSet.


    Ein Roll ist im Deutschen eher ein (Trommel-) Wirbel.

    Bringt für die IrishTrad dann die Frage auf: Ist ein langsamer Triplet auch ein Roll?


    Vielleicht muss man nicht alles universell eindeutig definieren, sondern es ist auch nicht so verkehrt, etwas von gleich, ähnlich und unterschiedlich besetzten Begriffen in unterschiedlichen Bereichen zu verstehen.


    Dir mag Persien und die Tabla egal sein.

    Anderen Irland und die Bodhran.


    Oben genanntes halte ich für das für westliche Trommler übliche einvernehmliche Verständnis.


    Ob dazu die einzig der IrishTrad verpflichtete Bodhran-Szene hinzugezählt wird oder sich selbst hinzuzählt, vermag ich nicht zu beurteilen.

    Aber ich kenne Spieler die das tun. Und welche, die das wenig schert. Hängt vielleicht auch davon ab ob und was man sonst noch so musikalisch macht.

    Vielleicht macht ja sogar wer noch was klassisches. ;)

    Jedem das Seine.

  • Guidos 2. Link mit den konkreten Triplets und Rolls finde ich interessant.

    Wenn das die Definitionen oder Konventionen für IrishTrad sind, warum nicht?

    Wenn die sich einig sind und verstehen (echt jetzt - Iren?)...

  • Hallo


    Guidos 2.Link (der übrigens Rolfs link s.o. entspricht) enthält Notationen, wie Verzierungen, z.B. eine Triplet oder ein Roll auf der Geige ausgeführt werden, in irischer Tradition.

    Darum gehts doch:

    Der Bodhrán-Roll entspricht, gemäß Colm Phelan, dem Geigen-Roll.


    Und wie sieht das auf der Bodhrán aus, ein Short Roll bzw. ein Long Roll?


    Viele Grüße,


    Lance

  • Hä?

    Da steht was von Verzierungen.

    Und Anmerkungen zu einigen Techniken auf verschiedenen Instrumenten (Geige, Flöte, Dudelsack, Concertina, Gitarre ... ) dazu.

    Und Noten und verbale und lautmalerische Beschreibungen.

    Was brauchst Du denn jetzt noch zusätzlich?

    Ein bisschen Transferleistung und kreatives Ausprobieren vielleicht?


    Mir gefiel ja ohnehin besonders:

    "(note - there are no set rules in ornamentation)".


    Der Artikel ist auch gespickt mit Wendungen a la "manche machen es so", "üblich ist", "die haben es von denen adaptiert", da ist wenig "so und so ist das und hat es gefälligst zu sein".


    Und wenn Du drei Iren fragst, kriegst Du mindestens vier Antworten, weil einer seine noch mal ändert.


    Dazu die berüchtigte Anekdote:

    Am Ende des Unabhängigkeitskrieges wurden die irischen Grafschaften nach einer Meinung zu einer Sache befragt.

    Es kamen 28 verschiedene Antworten.

    Was die Vertreter der Krone vermuten ließ, immerhin seien sich ein paar Grafschaften auch einig.

    Die 6 krone-treuen (heutiges Nordirland) waren aber gar nicht befragt wurden, nur die 26 des folgenden Freistaats (der heutigen Republik).


    Bei uns hingegen wird ja gleich der Förderalismus infrage gestellt, wenn jemand Verstöße gegen den Gleichbehandlungsgrundsatz wittert, wenn Länder oder Kommunen regional angepasst etwas unterschiedlich regeln.


    Aber back to topic:

    Brauchst Du zusätzlich zur begrifflichen Regelung jetzt vorgegebene Stickings (Du verzeihst mir die Verwendung dieses ja auch ungeliebt unregulierten Begriffs) zum Spielen von Rolls?

    Oder wie ist die Frage zu verstehen?


    Greetz

    Andreas

  • Ach ja, und zu Colm Phelan und das mit dem Roll wie auf der Geige.

    Da geht was in die völlig falsche Richtung.


    Ja, Roll auf Bodhran wie auf Geige. Wenn man jetzt Vergleiche unter den Instrumenten im IrishTrad aufzeigen will.


    ABER: Den Roll haben sich die Geiger von Trommlern aus anderen Musikkulturen abgeguckt, lang bevor es im IrishTrad Trommeln gab. Der ist ein percussives Verzierungselement.

    Die Wahl der Töne im Roll wird bei Geige und anderen Melodieinstrumenten sogar oft nach Praktikabilität der schnellen Fingerfolge gewählt, da man die Töne eh nicht mehr unterscheidbar raushört

    (vergleiche dazu auch Guidos 1.Link).


    Also, wenn Du jetzt auf einer Trommel (das ist die Bodhran auch, oder? ) Rolls lernen willst, dann schau es doch bitte direkt von Trommlern ab und spar Dir den Umweg über die Geige.

    Musst bei den konkreten Techniken etwas adaptieren und Transfer leisten, aber das geht schon.


    Und die Bodhran wird mit Schläger gespielt. Im Gegensatz zur Geige kann man bei Rolls auch durch dessen Eigengewicht und Rebounce vom Fell mit einer Bewegung zwei Schläge erzeugen.

    Das ist ja gerade bei einer SnareDrum das Charakteristische eines Rolls am Drumkit oder dem Schlagzeugwirbel in einer Marching Band (das sind Rolls!)


    Und denk dann dran:

    Kurze Rolls, lange Rolls, single ended, double ended, on beat, off beat,...


    Und dann gibt es technisch noch die mit Pressschlag (funktioniert auch auf der Bodhran mit einem entsprechenden InStroke), die dieses schöne Prrrrrr erzeugen. Das sind mit einem einzigen Schlag erzeugte 3er-Rolls.

    (Ich glaube Rolf kann den auch als 5er(?))


    Viel Spaß!

  • Hallo


    Wenn Com Phelan sagt, dass sich der Roll auf der Bodhrán auf den Roll bei der Geige bezieht, nehme ich das ernst im Rahmen der irischen Spieltradition.

    Wenn Rolf und Guido auf diese Quelle (siehe link) verweisen, dann halte ich sie für verlässlich und beziehe mich darauf.

    Also nochmal.

    Auf der irischen fiddle unterscheidet man zwei Rolls:



    bodhran.de/index.php?attachment/691/

    (Zitat aus dem link: https://thecelticroom.org/play…-music-ornamentation.html)


    Wie sieht demzufolge die Ausführung des Roll auf der Bodhrán aus?


    Viele Grüße,


    Lance

  • Du kannst das was Colm sagt sehr gerne ernst nehmen. Aber vielleicht auch verstehen und richtig einordnen.


    Und jetzt doch wohl nicht ernsthaft daraus ableiten, dass man sich die Technik für Rolls auf der Bodhran von der auf der Geige ableiten soll?


    Das tun auch Rolf und Guido nicht.


    Dass er Triplets und Rolls gut spielen kanm ist ja spätestens seit dem langen Thread hier von 2008 bekannt.


    Zu dem schönen Link sei auch mal angemerkt:

    Da haben Freunde des IrishFolk aus und in Indonesien etwas zusammengetragen. Das diskreditiert sie keineswegs, aber macht sie auch bei weiterer Verbreitung nicht zur einzig wahren Quelle des Heils.


    Und Du tust schon wieder so, als gäbe es jetzt auch noch zur technischen Umsetzung der uneindeutigen Definitionen von Triplet und Roll eine eindeutiges "und so wirds (gefälligst) gemacht".


    Wenn Du sie spielen willst wie Colm: YouTube. In SlowMo ablaufen lassen,...

    Oder nen WorkShop von ihm besuchen.


    Schon 2008 kommentierten hier viele kluge Leute: Ist theoretisch und schriftlich nicht so ganz einfach.


    Ich verstehe echt nicht mehr was, was Du suchst.

    Mit Gewalt eindeutiges, wo es Vielfalt gibt?

    Auf der Bodhran Geige statt Trommel spielen?

    Ich gebs auf.

  • Hallo


    Ich weiß gar nicht was die Aufregung soll.

    Es geht um ein ganz simple, praxisbezogene Frage:


    Was ist der Unterschied zwischen einer Triplet und einem Roll?


    Wenn das zu kompliziert ist, dann:

    Was ist ein Roll?


    Und zwar auf der Bodhrán, unter Berücksichtigung der irischen Spieltradition, auf die ausdrücklich Wert gelegt wird.

    Mehr nicht.


    Oder sind diese Begriffe nicht vermittelbar, auf einem workshop z.B.?


    Viele Grüße,


    Lance

  • Hi zusammen,


    ... just my two cents:
    Von einem Laien (wie mir) an die Experten hier ;-)


    Müsste man nicht direkt "Com Phelan" fragen, dass er in Theorie und Praxis erläutert, wie und was genau er mit seiner Aussage meinte. Alles andere ist für mich Spekulation.

    Wo hat die Bodhran vom Geigen-Roll gelernt? ... und wo unterscheidet sich der Bodhran-Roll vom Geigen-Roll?


    Es gibt eine Menge Ornamente in der irischen Musik und dasselbe "(Name eines) Ornaments" wird abhängig vom Instrument evt. unterschiedlich umgesetzt. Kevin Burke erklärt an einer Stelle das "bowed triplet", wo er sagt, dass ein Triplet eigentlich drei Noten gleicher Länge meint, aber in der irischen Musik es eher als 2/16 und 1/8 gespielt wird. Wenn er die Rolls erklärt, dann sind die dazu verwendeten "grace notes" eher Unterbrechungen zwischen zwei Noten. In einem anderen Video über Rolls spricht er über Rolls "wie er sie spielt".

    Spricht man mit anderen Fiddle-Spielern so nehme ich an, dass wir unterschiedliche Aussagen oder Nuancen finden werden.

    Wichtig in dem ganzen ist der Rhytmus, der eingehalten werden soll (das habe ich in einem seiner Videos herausgehört).


    Man kann natürlich hergehen und ein konkretes Beispiel eines Fiddlers nehmen und genau hinhören! ... UND dann versuchen das mit der Bodhran nachzumachen (natürlich mit den Limitierungen eines Nicht-Saiten-Instruments). Daraus können wir sicher für unser Bodhran-Spiel etwas lernen und mitnehmen.


    Das man für sein Bodhran-Spiel auch von anderen Instrumenten lernen kann, kenne ich (ich lerne auch Irish Tenor Banjo).


    Zurück zur Frage: Wie spiele ich (oben zitierte) Rolls auf der Bodhran?

    Das kann ich aktuell nicht beantworten, da ich die Rolls auf der Geige nicht vollständig verstehe.


    Aber ich gespannt, was Ihr auf Eurer Suche entdecken werdet.

    Ich werde hier weiter mitlesen!


    Gruß aus Niederbayern von der Deutsch/Österr. Grenze,
    Guido

  • Hallo Guido


    Herzlichen Dank für Deinen Beitrag! Du hast aus meiner Sicht genau den Kern der Sache getroffen!


    Die Videos von Kevin Burke habe ich auch seit einiger Zeit mit Interesse angeschaut zusammen mit anderen Videos, die ebenfalls die Triplet und den Roll auf der Geige behandeln. Auch ich habe Mühe, den Geigenroll wirklich zu verstehen. Trotzdem sehe ich eine Chance, Klarheit in die Sache und auch einen Bezug zur Bodhrán zu bekommen.

    Mein Ansatz ist der, herauszubekommen, wo sich die Aussagen über die Ausführung (des Rolls, der Triplet) auf der Geige nicht widersprechen. Da gibt es einige Hinweise, dass das gelingen kann. Dort möchte ich gerne fortfahren, und ich fände es toll , wenn in der allgemeinen Recherche weitere Unterstützung aus dem Forum käme.


    Viele Grüße,


    Lance

  • Hallo


    Also der Geigen-Roll.

    Wie ist der zu verstehen?

    Mit der Notation, die ich hier gerne nochmal einblende, konnte ich lange gar nichts anfangen. Ich kam erst weiter, als ich einfach nur die Anzahl der Noten gezählt habe: der Long Roll hat 5 Noten, der Short Roll vier.

    (siehe Anhang)


    Dazu zwei anschauliche Videos über diese beiden Rolls auf der Geige, die zunächst die Grundidee zeigen:


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    und


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    Die beiden Videos machen indirekt klar, dass die obige Notation quasi graphisch zu sehen ist und sich an der Spieltechnik orientiert. Wer die Notenwerte liest (wie ich), wird gar nicht schlau draus.


    Kevin Burke zeigt noch mehr die eigentliche spieltechnische Praxis. Seine Ausführungen habe ich ohne die obigen Videos aber kaum verstehen können.

    Bei Kevin Burke kommen wir der Sache trotzdem noch näher.


    Viele Grüße,


    Lance

  • Hi Lance,


    Mit der Anzahl der Noten (abgeleitet von den oben dargestellten Musiknoten) hast Du wohl recht, ABER ...


    (1) Die Notation im Bild oben sind sogenannte Grace-Notes oder in deutsch "Vorschlagnoten". Auf dem englischen Wikipedia steht folgendes:

    Zitat

    A grace note is a kind of music notation denoting several kinds of musical ornaments. It is usually printed smaller to indicate that it is melodically and harmonically nonessential. When occurring by itself, a single grace note normally indicates the intention of an acciaccatura. When they occur in groups, grace notes can be interpreted to indicate any of several different classes of ornamentation, depending on interpretation.

    Im letzten Satz kommt zweimal das Wort interpretieren/Interpretation vor, was ich interessant finde, denn es ist dadurch nicht möglich, exakt zu sagen, wie es zu spielen ist.


    Eine exaktere Beschreibung (und mir zu umfangreich mich da durchzuackern) findest Du auf http://www.musikwissenschaften.de:
    ==> Vorschlag


    (2) Wenn ich mir die Beschreibung eines Rolls von Maya (TheMusicianGirl auf Youtube) anhöre, dann erklärt sie das so (wenn ich es richtig verstehe):

    • Es gibt die Note, welche gespielt werden soll (z.B. A).
    • Und es gibt drei Noten die (als Teil der Note davor gespielt werden):
      1. die Note selbst "A" // 2. die Note über A // 3. die Note unter dem A
      ... und danach das A
    • D.h. In der Basis-Melodie ist eigentlich nur ein A
      und dieses wird durch drei Noten am Anfang ergänzt!
    • Diese drei ersten Noten werden SEHR schnell gespielt.
    • Insgesamt sind das dann 4 Noten (ein 4er Roll ?),
      wobei die letzte Note länger gespielt wird.

    Ob das aber nun ein Short oder Long Roll ist, weiß ich nicht.

    ABER die Notationen oben passen für mich beide nicht zu der Bechreibung von Maya.


    Könnte es sein, dass es mehre Arten von Rolls gibt?


    (3) Beschreibung von Hannah Harris

    Sie beschreibt nun einen 5er Roll (oder Full-Roll, wie sie ihn nennt):

    Lt. Ihrer Aussage wird dieses Roll anstatt einer punktierten 1/4 Note gespielt (= 3/8).

    Die genaue Länge jeder der 5 Noten in einem Full-Roll ;)^^:D=O:S:/

    Von der Notenschreibweise, die Hannah am Anfang gezeigt hat, würde das eine Quintole sein :rolleyes:


    Würden wir jetzt aber die Erkenntnisse des irischen Triplets (keine Triole sondern 2/16 + 1/8) nun auf den 5er Roll umsetzen, dann könnten wir mit der Bodhran 4/16 + 1/8 spielen.

    Da war doch was, das habe ich vor 2-3 Jahren schon mal geübt, aber dann wieder aus den Augen verloren.


    (4) Vergleich der beiden Videos von Maya und Hannah

    Maya zeigt leider nur die 4er Rolls ohne einen Kontext in einem Stück und ohne zu sagen, wo in einer Melodie (z.B. statt einer 1/4 Note) sie das einsetzt.

    Hannah dagegen zeigt das im Kontext eines Reels.


    (5) TODO: Analyse von Hannahs Reel (The Morning Dew)

    Von daher ist Hannahs Reel mit Verzierungen besser geeignet diesen zu analysieren und zu sehen, ob meine Annahme der Notenlängen mit dem übereinstimmt, was sie wirklich spielt.

    Das reicht mir aber für heute ...



    PS: Jetzt bin ich doch wieder am Thema hängengeblieben.

  • Hallo Guido


    Ich sagte ja, dass man aus der Notation oben nicht schlau wird, wenn man nicht ahnt, worum es geht. Diese Notation ist genauso offen (für Interpretation) wie die "Definition" einer triplet.


    Grace note = (einfacher) Vorschlag= flam für Drummer. Das kann man so sagen.


    Mehrere Grace Notes hintereinander, sind wiederum nicht eindeutig.

    Hab die folgende Arbeit zwar nicht gelesen, aber vielleicht gibt es ja ein paar Infos, die weiter helfen:


    http://www.tullamorestew.de/downloads/diplomfolk.pdf

    Vielen Dank für das Einstellen der Diplomarbeit. Es lohnt sich, darein zu schauen. Der Roll wird ausführlich behandelt und auch in verständlicher Notation dargestellt:



    bodhran.de/index.php?attachment/695/


    Eine gute Darstellung, um Kevin Burkes Ausführungen zu verstehen. Man sieht hier, dass der Roll in diesem Fall (und in vielen Fällen) angebunden ist an eine vorhergehende Note. Es besteht anscheinend Uneinigkeit, ob diese Note auch zum Roll gezählt wird oder nicht.

    • Kevin Burke sagt nein, also ist der Roll insgesamt 2 Achtel lang (4x 32tel plus 1 Achtel).
    • In dieser Diplomarbeit, die sich wohl auf Matt Cranitch stützt, besagt ja, also ist der Roll 3 Achtel lang (= eine punktierte Viertel)
    • Auch die Notation (siehe oben) geht davon aus Long Roll: 3 Achtel, Short Roll= 2 Achtel


    Das soll uns aber herzlich egal sein, denn Einigkeit besteht, dass ein Roll eine "Hauptnote" umspielt ( in diesem Fall "e" und "h").

    Es geht immer um das Prinzip des Umspielens: Hauptnote, Note höher, Hauptnote, Note tiefer, Hauptnote.


    Das ergibt den Roll.

    In der kürzeren Form mit 4 Noten (wenn die vorherige Note übergebunden wird, d.h. nicht gespielt wird).

    In der längeren Form 5 Noten (wenn die erste 32tel Note angespielt wird)

    wie hier im ersten Takt:


    So sehe ich das.

    Bei aller Verschiedenheit der Notationen (Quintole, Grace Notes...) besteht kein Zweifel:

    Der Roll hat 4 oder 5 Töne, sonst ist die Umspielung nicht gegeben.


    Hierzu nochmal Kevin Burkes Videos:


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    Er spricht gleich zu Anfang von: note itself, note above, note itself, note below, note. Also fünf Noten.

    Wenn er sagt, dass die zweite Note (above) und die vierte Note (below) keine "Noten" seien, so meint er damit, dass sie keine klare, erkennbare Tonhöhe haben. Das hat gedauert, bis ich das verstanden hatte!

    D.h. er versteht unter einem Roll eher eine rhythmisch, perkussive Verzierung als eine melodische.


    Ob das daran liegt, dass man diesen Effekt traditionell wollte oder eher daran, dass eine melodiöse Ausführung zu virtuos ist für die technischen Möglichkeiten der Fiddler, sei dahingestellt.


    K. Burke versteht den Roll als eine Note ("Hauptnote"), die sich durch den Roll zieht, und die "interrupted" wird von den beiden "unpitched" Grace Notes.


    Schaut man sich jetzt die Notation (s.o.) an, so ergibt das einen Sinn:

    Die Hauptnote ist fett, die beiden kaum wahrnehmbaren Grace Notes sind als Beiwerk notiert. Das meinte ich mit quasi graphischer Darstellung. Ohne diesen Zusammenhang ist diese Notation aber Mumpitz, so wie die spezielle Triplet-Definition im Übrigen auch.


    In jedem Fall haben wir schon mal ein bisschen Klarheit gewonnen:

    • Ein Geigenroll besteht aus vier oder fünf Noten
    • Die Verzierung ist nicht melodiös, sondern rhythmisch/perkussiv zu verstehen (Siehe dazu auch die Diplomarbeit)

    Sollte man (bitte Konjunktiv beachten) nun an eine mögliche Umsetzung auf die Bodhrán denken, so ist schon mal klar:

    Wir hätten es tatsächlich mit einem 4er, eher noch mit einem 5er Roll zu tun.


    Ich will ja einfach nur mal dem Gedanken konsequent folgen, dass der Bodhrán-Roll vom Geigen-Roll abgeleitet sein soll. Ob und wie das machbar sein kann und was ich persönlich davon halte, sage ich erst ganz zum Schluss, und da sind wir noch nicht angelangt.


    Viele Grüße,


    Lance

  • Boa, ich les jetzt seit Wochen mit, was hier abgeht. Und wollte gar nix sagen, aber jetzt muss ich doch nochmal unproduktiv reingrätschen. Ihr seid echt so fleißig am Analysieren und das ist echt harte musiktheoretische Arbeit, ich hätt' da ja keine Nerven zu, aber bitte! :-D


    Ich glaube, dass Vergleich mit zB der Geige und deren Rolls nix bringt. "Roll" ist kein Begriff, der sich zur Beschreibung von Rhythmus anbietet. Er ist keine festgelegte Zählzeitgröße und müsste in einem Jig ganz anders notiert werden als in einem Reel. Oder was es sonst noch so gibt. Ich glaube zB auf Geige meint Roll eine (mehr oder weniger festgelegte) Fingerabfolge zur Umspielung eines Tones. Auf Concertina spiele ich auch Rolls, aber die sehen tonal ganz anders aus als bei Geige, liegt an der Instrumentenspielweise. Same with Flute or whatever. Ich glaube, der Sinn von "Rolls" (von der Melodie her betrachtet) ist ein "Geblubber" um den langen Ton. Eine Verzierung eines langen Tons. Die exakten Töne (Notenwerte) sind bei einem Roll eher Nebensache, weil man sie als Töne kaum hört oder wahrnimmt, es geht um den rhythmischen Effekt. Anders beim Triplet, da sind die Noten meist eine tonale Überleitung.

    [[ Statt DE|G spiele ich dann (DEF#) |G im Auftakt oder statt eAbd dann eben eA(bcd) ]]


    Heißt:

    Roll = Geblubber zur rhythmisierenden Unterbrechung des Tons

    Triplet = Einfügen von weiteren Melodietönen zur rhythmischen und melodiösen Variation einer Tonfolge


    Sagt aber beides noch nix über den tatsächlichen Rhythmus der Verzierung aus. Denn das kann je nach Spieler (und vermutlich nach Instrument) nochmal ziemlich variieren. Es ist leider echt nicht so einfach!

    Ich schlage daher für Bodhran vor, den "Roll" als eine bestimmte Abfolge von Schlägen (sind wir uns denn da einig? down topend up?) zu definieren, aber das nicht zwangsläufig schon als rhythmische (fixierte) Notation zu verstehen, also: Ein Roll an sich hat keine Notenwerte.


    Liebe Grüße

    Doro

  • Ich schlage daher für Bodhran vor, den "Roll" als eine bestimmte Abfolge von Schlägen (sind wir uns denn da einig? down topend up?) zu definieren, aber das nicht zwangsläufig schon als rhythmische (fixierte) Notation zu verstehen, also: Ein Roll an sich hat keine Notenwerte.

    Puh, nee, eben nicht. Das ist ja das Problem. Colm definiert ihn anders...eben als single ended gespielt. Ich habe das leider nicht mehr richtig parat. Dann kommt noch der "single ended roll", der ja kein top end hat. Und so geht es leider schon los.


    Es gibt ja auf Facebook nächste Woche den Bula Buzz Livestream, da ist Colm dran...bis dahin kann Lance seinen Facebook Account einrichten und mal schauen und fragen!

    Und im Sommer kommen noch mehr Gelegenheiten, auch ohne Facebook. Siehe hier: http://www.bulabuzz.ie/teachers/

    Grüße

    Der Rolf

  • Sorry, ich kann dem nichts abgewinnen, wenn Trommler meinen Rolls von Geigern abgucken zu wollen, nur weil jemand die auf der Bodhran mit denen auf der Geige verglichen hat. Ihr verrennt Euch da immer mehr.


    Der Roll war ist und bleibt ein percussives Verzierungselement.

    Ihr solltet Euch mal ganz intensiv mit Rolls auf Trommeln beschäftigen.


    Und dann nehmt lieber namhafte BodhranSpieler und lernt von denen.


    Selbstverständlich kann man Rolls double- oder single-ended spielen.

    Und auch in Noten darstellen!


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  • Und geradezu lächerlich wird es, wenn sich ein Trommler, der Xer-Rolls auf der Trommel spielen kann, sich auf 3er-short (der 4er auf der Geige ist ein durch vorangestellte kurze Pause verkürzter 5er) oder 5er-long Rolls beschränken sollte, nur weil man auf Melodieinstrumenten nun einmal nicht wirklich trommelt.


    Dann lieber Leute, die auf Bodhrans trommeln statt percussive Elemente von Melodienstrumenten zu imitieren:


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