Lieber Lance,
zunächst einmal sind in einem Meinugsaustausch abweichende Meinungsäußerungen nie bös gemeint. Ich weiß, ich klinge manchmal alles andere als "charmant".
Ich bleibe allerdings dabei, dass mir einige Deiner Gedanken zu "normativ" im Sinne eines Nachjagens nach einem Ideal, das es für mich bei diesem Instrument so nicht gibt, klingen. "Rein", "präzise", "Klangideal'," Vorbild'...
Ich greife mir von Deinen vielen Ansätzen mal den mit dem "Stimmen", und das auch noch auf einen Ton, und dem anschließenden Merken von Tönen und Stimmleitern spielen, heraus:
Ich bezweifle, dass ein Naturfell diese Stimmung lange hält. Handschweiß, Reibungswärme, Temparatur, Luftfeuchtigkeit... die Biester reagieren schneller als jedes Saiteninstrument, gerade auf die Fellhand. Da hilft auch kein ständiges Nachstimmen. Präzise Töne...?
Auch wenn das Basslinienspielen auf der Bodhran manchmal nett ist, kann man sie kaum als WannaBeBassGuitar ge- oder missbrauchen.
Ich habe die Praxis(!) des sogenannten Stimmens der Bodhran immer als Wahl der Grundspannung des Fells verstanden, erlebt und praktiziert.
Will ich es möglichst bassig, dann so weit "herunter stimmen", dass das Fell gerade nicht labberig wird. Das mag bei jedem Fell ein anderer 'Ton" sein; das Stimmgerät ist schon vor Jahren aus der Bodhrantasche geflogen (und ich sehe auch nie welche, oder Smartphones mit StimmApp bei Spielern im Einsatz).
Jedes "mehr anziehen" kostet Basstiefe.
Andere "stimmen höher", aber nicht primär für einen höheren Ton, sondern weil alle höheren Töne dann mit weniger Drűcken erzeugt werden können, und weil die höhere Grundspannung bei wenig Druck einen höheren Rebounce erzielt, was schnelleres Spiel erleichtert, trockenere Plops vereinfacht, usw..
Mit den "Stimm"schrauben eine tiefere oder höhere Grundspannung "einstellen", das Fell gleichmäßig oder mit unterschiedlich gespannten Bereichen zu versehen, das Fell bei Temparatur- und Feuchtigkeitschwankungen "nachzuregulieren", bei unterschiedlichen Stücken mit mehr oder weniger Rebound und mit niedriger oder höherer Stimmlage zu spielen, sind für mich das, was die Stimmsysteme ermöglichen.
Und natürlich merke auch ich mir dann, wo ich anschlagen und wo und wie ich streichen muss, um den jeweiligen gewünschten "Ton" zu erzielen.
Aber mit einem Stimmgerät die Bodhran auf einen Ton zu "stimmen" und dann Tonleitern wie auf einem Saiteninstrument präzise abzugreifen, und das während des gesamten Spiels - da greif ich mir lieber die Bassgitarre.
Oder ein Schlagzeug mit unterschiedlich gestimmten Toms.
Das es auf der Bodhran zu 'simulieren" schon mal Spaß macht, aber nicht wirklich "ersetzt".
Das als Beispiel für völlig unterschiedliche Verständnisse, Auffassungen, Herangehensweisen und Praktiken nur zu diesem einen Punkt von Dir.
Ohne Anspruch auf "richtiger" oder "besser".
Und ähnlich geht es mir mit oberhalb oder unterhalb der Fellhand spielen.
Die Hand ist unten entspannter, besser durchblutet (das ist bei langen Sessions und Auftritten ein echter Faktor), schmiegt sich mit der Handkante besser an heutige getrichterte Stimmrahmen. Bässe klingen für mich oben besser, weil vielleicht Anschlagwinkel und Kraft besser dosierbar sind.
Trotzdem spiele ich betonte knackige Ups lieber unterhalb.
Oder wenn ich sehr viel oben ploppe, schnell die Bässe unterhalb.
Ich kann gerne beides, aber oberhalb besser, weil ich es einfach öfter mache.
Soll jetzt jemand "richten" und das eine oder andere zur Norm erklären...
Heute Abend schau ich mal bewusst hin wie Aimee das bei Cara macht.
Schönes Wochenende,
Andreas