Hallo
Vielen Dank für die Beiträge.
ROLF und Andrakar (wir haben zwei Andreasse im thread). Die Ausgangsfrage lautet zwar auf "Auswirkungen, Vor- und Nachteile" und nicht auf "Ausführung", aber die wesentliche Zusammenfassung dieser Herangehensweise ist schon mal hilfreich, vor allem, wenn jemand mal die andere (Fellhand oben, Basston unterhalb) vorstellen sollte, bisher fehlt das leider.
dass mir das etwas zu verkopft und normativ ist, erwähnte ich bereits anderswo.
Jaa, das habe ich schon beim ersten Mal verstanden, und ich dachte, dass meine indirekte Replik
Ich habe seeehr viel fun beim Spielen, das schliesst aber die Freude am Nachdenken nicht aus
auch so weit verstanden wurde. Offenbar nicht so ganz. Es hat eben jeder so seinen eigenen Erkenntnisdrang bez. der Bodhrán.
Die wiederholte Bezeichnung "normativ" kenne ich im Zusammenhang mit Musik oder Instrumentaltechnik gar nicht und empfinde ich als befremdlich, da schwingt mir eine Angst vor schulischem Zwang mit, wozu ich keine Veranlassung gesetzt habe.
Im Gegenteil. Wenn man die Ausgangsfrage einmal wertungsfrei versteht, dann geht es um Abwägung. Und selbstverständlich bin ich davon ausgegangen, dass zwei parallel existierende Ansätze ihre Daseinsberechtigung haben, sonst würde es sie nicht geben. Weder ist in meiner Fragestellung eine Konkurrenzgedanke enthalten noch eine "entweder oder" Entscheidung gefordert.
Im Aspekt des Anfängerunterrichts ist allerdings eine Entscheidung notwendig, das liegt in der Natur der Sache.
Hingegen werden die "basics" als notwendige Voraussetzung mehrfach genannt. Das finde ich paradox.
Warum?
Ich habe zwei Positionen zur Diskussion gestellt, die ich jetzt mal Homeposition nenne. Als Homeposition verstehe ich eine grundsätzliche (Grundsatz= Abweichungen sind möglich, also kein Dogma!) Ausgangsposition, wenn ich die Bodhrán zum Spielen ansetze. Eine Position, zu der ich immer wieder zurückkehre und mehrheitlich spiele. Naturgemäß wird der Basston dann oberhalb oder unterhalb der Fellhand angeschlagen. In dieser Homeposition gilt es, sich wohlzufühlen (jawohl, nicht auseinandergeschrieben) als vertraute Basis für alles Weitere.
Es geht mir überhaupt nicht um die Berechtigung, Möglichkeit und Freiheit, Varianten anwenden zu können. Das ist für mich selbstverständlich.
Es gibt so viel individuell zu entdecken, das ist spannend und bedeutet auch Freiheit für alle, zu experimentieren, ohne an Konventionen gebunden zu sein. Ich finde das ungemein aufregend, geradezu einzigartig! Jeder darf seinen persönlichen Spielstil entdecken ohne in Kategorien von richtig und falsch zu fallen. Das macht Spaß! Hauptsache es klingt gut und nicht nur nach Pappe.
Der Spieler macht sich mit der Homeposition grundsätzlich spielbereit. Darum gehts mir.
Wenn die Frage nach der Wahl der Homeposition und nach den Gründen für diese Wahl als verkopft und nicht als Basis der basics verstanden wird, dann verstehen wir unter "basics" nicht das gleiche. Die basics beginnen bei mir bevor ein Ton erklingt.
Jedenfalls ergeben sich aus genannten homepositions verschiedene Körperhaltungen, Wege, Distanzen. Und auch verschiedene Klänge? Das war meine explizite Frage.
Mir geht es dabei sehr um die Klangunterschiede
Darauf ist aber kaum bis gar nicht eingegangen worden. Einzig Andreas KO420 hat für mich wesentliche Dinge hierzu aufgezählt. Wer z.B. die Wischgeräusche absolut nicht will, ist mit der Fellhand oben/ Basstöne unterhalb Homeposition einfach besser bedient. Das kann schon das ausschlaggebende Kriterium sein, was aber nicht das andere überflüssig macht.
Mir ist zur Zeit die Übersichtlichkeit der linearen Anordnung der Töne wichtiger als Wischgeräusche, deshalb gebe ich der Homeposition Fellhand unten/ Basstöne oberhalb den Vorzug (neben dem besseren Klang, den ich erziele).
Youtube ist da vielleicht nicht repräsentativ, aber die Fellhand bekommt in meinem Unterricht mindestens so viel Aufmerksamkeit wie die Schlaghand. Eher noch mehr.
Ja, das glaube ich aufs Wort, auch wenn ich keinen Anfängerunterricht von Dir erhalten habe. Ich erinnere mich noch sehr genau, wie Du mir die Fellhandstellung für den offenen Bass korrigiert hast, das war ein Ohrenöffner. Deshalb habe ich auch ausdrücklich ausgeschlossen:
Hier spreche ich wohlgemerkt von Video Instruktionen und nicht von Workshops oder gar Privatunterricht. Aber wer hat denn die Gelegenheit, regelmäßig Zugang zu Unterricht zu haben? Genau das ist für viele, auch für mich, ein Manko.
Und ich erinnere mich auch an Andrakars charmante Bemerkung, meine Töne klängen wie Pizzakarton, und damit hattest Du vollkommen Recht, lieber Andreas, was mich schließlich veranlasst hat, systematisch und gründlich daran zu arbeiten und u.a. hier Fragen zu klanglichen Unterschieden zu stellen. So verrückt kann Leben sein.
YouTube
Wie im eigenen Zitat oben beschrieben, gehöre ich zu denen, die nicht Zugang zu Unterricht zu vernünftigen Bedingungen haben. In den drei einhalb Jahren, die ich jetzt spiele, habe ich sieben einhalb Workshop-Tage und einmal Privatunterricht genießen können, mehr lag aus beruflichen Gründen nicht drin. Das kann gar nicht ausreichen, um ein Instrument zu erlernen, selbst bei fünf mal so vielen Tagen nicht.
Ich sehe das so:
Die meisten sind dadurch so etwas wie angeleitete Autodidakten und deshalb behaupte ich, dass nicht nur ich auf das Medium YouTube als Lern- und Inspirationsquelle angewiesen bin.
Die Vielzahl der Videos und die unterschiedliche Qualität vermittelt mir dabei durchaus den Eindruck, einen internationalen, repräsentativen Querschnitt vorzufinden. Und in diesem Querschnitt finde ich so wenig bis keine Aufmerksamkeit für Fellhandtechnik und einhergehender Klangqualität, dass ich mich nur wundern kann.
Wo wird denn auch nur bloß erwähnt, dass man die Bodhrán einstimmen kann und soll? Ja, wenn das nicht mal klar ist, dass es eine Voraussetzung braucht, nämlich eine gute Grundstimmung, um überhaupt einen guten Klang zu ermöglichen, dann geht doch alles an dem Thema vorbei! Dann wird alles nur zur rhythmischen Geräuschkulisse.
Es ist unfassbar, dass im Lernvideo "Bodhrán Soup" von Eamon Murray, einem Weltklassespieler, weder erwähnt wird, dass es stimmbare Bodhráns gibt, noch dass er just eine spielt, geschweige denn, dass es notwendig ist, diese zu stimmen. D.h. das Instrument spielbereit zu machen.
Das passt absolut zu dem, was Christian zu einem Bodhrán-Wettbewerb bemerkt hat, dass nämlich viele besser abgeschnitten hätten, wenn sie denn ihr Instrument gestimmt hätten.
Man stelle sich einen Gitarren Wettbewerb vor, wo die Kandidaten mit verstimmten Gitarren ankommen. Also der Wettbewerb wäre schnell zu Ende. Undenkbar!
Es passt auch, dass Christian das Thema "Bodhrán stimmen" immer wieder auf Workshops anbietet, so auch heuer auf Craiceanne.
Es geht mir im zwei allgemeine Grundbedingungen des Musizierens:
- Wie mache ich mich spielbereit? (Haltung, Position des Instruments, Wahl des Tippers etc.)
- Wie mache ich das Instrument spielbereit? (Pflege, Stimmen etc.)
Des Weiteren habe ich mir zum Thema Klangvorstellung die Frage gestellt, wie eine Hörerfahrung sich überhaupt unter den genannten Bedingungen etablieren kann:
Wie "gut" kann denn eine Bodhrán bitteschön überhaupt klingen, idealerweise? Legt das jeder selber fest?
Der Klangsinn schult sich aber nur durch die unmittelbare Hörerfahrung, durch das Vorspielen eines guten Lehrers oder Spielers. Hingegen ist das bei Aufnahmen schwierig nachzuvollziehen.
Immer wieder lese ich, dass das Experimentieren, das Spielen und Üben wichtig sei, nach der Art learning by doing. Dabei wird übersehen, dass ein Experiment notwendigerweise eine Fragestellung braucht, sonst ist es kein Experiment, sondern ein Hoffen auf den guten Zufall. Und dieser gute Zufall muss sich dann noch wiederholen lassen, damit ein Lerneffekt überhaupt eintreten kann. Das sei noch angefügt zum Thema "verkopft".
Die Frage also nochmal konkret gestellt:
Wie kann ich eine ideale Klangvorstellung von der Bodhrán entwickeln und zum Vorbild nehmen, wenn ich keinen regelmäßigen Unterricht haben kann und auch keine Anleitungen durch Lernvideos diesbezüglich zur Verfügung stehen?
Diese Frage habe ich für mich praktisch gelöst und ist für mich der persönliche Gewinn aus diesem thread ganz nach dem klassischen Prinzip: Die Lösung, auf die man selber kommt, hat den größten Lerneffekt.
- Ich stimme die Bodhrán auf "D". (Mache ich plus/minus immer so, das gibt mir eine gleiche Ausgangslage beim Üben und eine passende Stimmung auf der Session.)
- Dann nehme ich ein Rundholz in die Fellhand (z.B. eine clave), nicht zu dick und zu lang, und drücke damit auf das Fell anstatt mit der Hand.
- Durch die gerundete Kante wird das Fell sauber abgetrennt und die Töne erklingen direkt oberhalb der Kante angeschlagen so rein, dass man eine Tonleiter spielen kann.
- Daraus wähle ich mir fünf Referenztöne vom Bass bis zum pop, die ich mit der Hand so gut wie möglich zu reproduzieren versuche. Das bedeutet, ebenso präzise wie mit dem Holz abzugreifen und mich so weit wie möglich diesem Klangideal zu nähern.
Fertig.
Hätte ich das nur vorher gewusst, dann wären mir manche Umwege erspart geblieben, denn
Es muss ja nicht jeder die Umwege machen müssen, die man selber unfreiwillig gemacht hat.
Viele Grüße,
Lance