Einspielen von Musikinstrumenten.
Dieses Thema gibt's natürlich bei anderen Musikinstrumenten auch, und man kann meiner Erfahrung nach mit Fug und Recht behaupten, daß man ein Instument "formt".
Holz ist ein überaus lebendiges Material was auf Feuchtigkeit, Temperatur und Schwingungen mitunter sehr empfindlich reagieren kann.
Das macht es einerseits schwierig seine Eigenschaften exakt zu kontrollieren, andererseits zum bisher unerreichten Werkstoff für Resonanzkörper im Instrumentenbau.
Wieviel sich im Laufe der Zeit im Holz ändern kann veranschaulichen folgende Erfahrungen:
Ein gut befreundeter Geiger hatte das Vergnügen, für eine CD Produktion eine Guadagnini Geige spielen zu dürfen - ein Geigenbaumeister der in einem Atemzug mit - wenn nicht sogar vor - Stradivari genannt werden muß.
Das Instrument hatte die letzten 200 Jahre Zeit eingespielt zu werden und klang traumhaft schön (charakteristisch hell und strahlend für diese Instrumente).
Soweit nun die Rahmenbedingungen.
Aufgenommen werden sollte allerdings ein Stück neue Musik - mit Vierteltönen. Und plötzlich klang das Instrument dumpf und tot, nur noch ein Schatten seiner selbst. Interessanterweise trat dies nur bei ungewöhnlichen Spielereien auf die sich außerhalb der gängigen chromatischen Tonleitern befanden. Dieses Verhalten konnte uns später ein guter Bekannter bestätigen und erklären.
Das Holz hatte sich über die Jahrhunderte klassischer und romantischer Literatur auf die "sauberen" Intervalle eingeschwungen. Dementsprechend klangen diese Töne auch besonders strahlend und trugen wunderbar, alles außerhalb dieser Tonalität wirkte jedoch deutlich "kleiner". Das Instrument hatte eben nicht "gelernt", auf diesen Frequenzen im selben Maße zu resonieren.
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In unserer Klasse gab es natürlich verschiedene Konzertharfen die von recht unterschiedlichen Leuten gespielt und vor allem eingespielt wurden.
Zwei Extremfälle waren mein altes Instrument und das einer Kollegin.
Ich habe mit voller Absicht ein von Haus aus "hartes" Instrument gewählt da ich über mehr Kraft in den Händen verfüge als die meisten Harfenisten (böse Zungen sagen mir natürlich Brutalität nach, aber das ist eine andere Geschichte...*g*).
Diese Harfe wurde über die folgenden Monate von mir "weichgeknetet" und bis an's Limit gefordert. Schließlich hat sich das Instrument in genau die beabsichtigte Richtung entwickelt: eine Harfe die unglaublich viel Kraft verträgt, dabei aber nur sehr schwer anfängt, zu "knallen".
Das Instrument der Kollegin wurde bei weitem "netter" eingespielt - nach einigen Monaten hatte ich das Gefühl, auf dieser Harfe sprichwörtlich "in's Leere" zu greifen.
Diese Erfahrungen haben nur sehr indirekt mit unterschiedlicher Saitenspannung oder anderen augenblicklichen Umständen zu tun, erstes Kriterium sind hier die Ohren des Musikers. Man paßt automatisch seine Spielweise und vor allem die eingesetzte Kraft an um die bestehende Klangvorstellung zu erreichen und umzusetzen.
Ob und wie das dann durch das Instrument transportiert werden kann hängt eben auch davon ab, wie es eingespielt wurde.
Ein Fell dürfte sich hier wohl noch deutlicher entwickeln.
Soweit mal mein Senf dazu - es mag vielleicht etwas abschweifend anmuten, nach den verschiedenen Meinungen zum Thema Lambeg denke ich aber, daß die Rolle des Einspielens nicht unterschätzt werden darf.
LG
Yoshi