Freies Spielen

  • Hallo Guido,

    erstmal Herzlichen Glückwunsch zum abgeschlossenen Studium und dem Magister.
    Ich wollte Dich noch mal etwas fragen. Du hast bei einem Workshop in der Proitzer Mühle dieses Jahr erklärt, wie die Spiel-Struktur beschaffen ist, wenn mehrere Musiker „frei“ zusammen spielen. D.h. alle wissen z.B. , wenn ein Part (oder so was) zu Ende ist.
    Kannst Du das von der Übersicht her noch einmal aufzeigen? Weil, wir haben es währenddessen nicht mitgeschrieben, und so langsam verflüchtigt sich das aus meinem Gedächtnis.
    Gruß
    Heiko Oeh.

  • Moin
    ich bin zwar nicht Guido, aber ich denke ich darf trotzdem mal antworten.

    Also:
    So ein Tune besteht meist aus zwei Teilen, einem A-Teil und einem B-Teil. Dieser Teil wird wiederholt, so dass eine Struktur wie

    AABB entsteht. Das ist *ein* Tune. Nun wird dieser tune meist dreimal wiederholt, also
    AABBAABBAABB, also ein Tune mit drei Durchgängen.

    Daran schließen sich dann meist noch zwei andere Tunes nahtlos an, also

    AABBAABBAABB || AABBAABBAABB|| AABBAABBAABB

    Das ist dann ein Set (of tunes). Ein A-Teil oder B-Teil besteht in der Regel aus 8 Takten, daher ist ein A-Teil mit Wiederholung 16 Takte lang, plus BTeil (2x) macht 32 Takte für einen Durchgang.

    Nun zählen die Musiker aber nicht krampfhaft mit, sondern kennen die Tunes und hören, wann z.B. der B-Teil rum ist, oder wo man gerade dran ist.

    Und: Es gibt immer Ausnahmen, daher ist es immer schön, die Tunes zu kennen und zu wissen: Ah, der hat ja drei Teile etc.
    War es das, was Du wissen wolltest ?
    Grüße
    Der Rolf

  • Hallo Rolf,

    ja das war genau das, was ich wissen wollte,
    vielen Dank !!!

    jetzt sehe ich wieder etwas klarer
    Grüße,
    Heiko Oeh.

  • Hi,

    ich hab außerdem die Erfahrung gemacht, dass man, auch wenn man die Tune nicht kennt und nicht die Takte mitzählt, meist mitkriegt, dass jetzt eine Melodie zu Ende ist. Da entwickelt man einfach ein Gehör für (also, vorrausgesetzt, man hört auch zu und trommelt nicht mehr oder weniger taub auf seiner Ziege rum). Zum einen sind 8 und 16 Zahlen, die man auch ohne Zählen ganz gut mitkriegt (vielleicht weil es 2er Potenzen sind oder vielleicht meine ich das auch, weil ich auch viel tanze und da dauert eine Figur auch meist 4 oder 8 Takte, und da paßt das natürlich prima, dass die Musik dann da auch wechselt). Zum anderen hören Melodien ja nicht irgendwie beliebig plötzlich auf einem Ton auf, sondern kehren in den allermeisten Fällen (gerade in traditioneller Musik) auf den Grundton zurück. Und das spürt man, auch wenn man das jetzt nicht musiktheoretisch analysiert und auseinandernimmt. Je mehr Musik man hört, desto mehr gehen einem solche Sachen in Fleisch und Blut über. Wichtig ist glaube ich, dass man sich die ganze Zeit bewußt ist, dass man da gerade Musik macht und nicht einfach "nur" Rhythmus erzeugt.

    lg,
    Capella

    Capella heißt übrigens Zicklein ... aber aus mir macht ihr keine Trommel! Aus mir nicht!