Djembe statt Bodhran...

  • Hallo,

    ich bin neu hier im Forum und habe folgende Frage: In vielen Irish Folk Bands habe ich anstatt einer Bodhran eine Djembe gesehen. Kann mir jemand erklären, wie man Bodhran Rhythmen auf der Djembe umsetzt? Da ich noch keine Bodhran habe, möchte ich mein erstes Rhythmusgefühl erstmal auf der Djembe erfühlen.

    Kann mir jemand einen Tipp geben. Ich meine es ernst. Ich möchte wirklich versuchen, irishe Rhythmen auf der Djembe zu erkunden.

    Danke,
    Kai

  • Hallo Kai,

    vielleicht hat das Budget der vielen irischen Bands nicht für einen Bodhránspieler gereicht? ;)
    Ich könnte mir vorstellen, dass die Leute auf der Djembe sich nicht wirklich an der Bodhrán orientieren. Das wäre nämlich ziemlich schwierig, da nicht nur der grundsätzliche Klangcharakter ein ganz anderer ist, sondern auch viele klangliche Spezialitäten nur auf Bodhrán oder Djembe möglich sind.
    Vielleicht hat die Djembe spielende Person irgendwelche Pop-Patterns gespielt?

  • hallo auch!

    Ich nehme neben der bodhrán gern auch mal die djembe sowie auch mein cajón zur irischen musik...ist zwar weniger traditionell, dafür aber vom sound her total anders......, mir persönlich fällt es nicht so schwer 6/8, 9/8 und was auch immer anstatt auf der bodrán auf anderer percussion umzusetzen...
    also wenn du einiges an rhytmusgefühl mitbringst, dann schmeiß dich einfach in den groove rein und probier es einfach aus...egal auf welchen instrument..... :]

    der zriiis

  • Stimmt, den passenden Rythmus zur ITM auf einer Djembe oder Cajón zu spielen ist mit etwas Übung gut machbar, aaaber: Versuche mal einen "typischen" Bodhran-Pattern auf z.B. die Cajón umzusetzen. Ich finde das nicht gerade einfach, auch wenn es natürlich geht (re. Hand = downstroke, li. Hand = upstroke). Schwierig wird's z.B. bei Triplets oder gar Triplets "von unten". Dadurch ergibt sich m.E. einfach ein anderer Groove. Nicht schlecht, aber anders...

    Gruß, Andreas

    Gruß, Andreas

    Celtic Cowboys - Irish Folk, Bluegrass, Country, Blues -

    Bestes Countryalbum 2011: "A Simple Life"

  • Zitat

    Nicht schlecht, aber anders...


    dem ist doch eigentlich nix mehr hinzuzufügen :))
    ich denke einfach dass man bodhran-pattern nur in bestimmten fällen 1:1 umsetzen kann - genauso wie man mit der bodhran zB schlagzeug-pattern nur IMITIEREN kann aber wohl NIE 1:1 umsetzen kann (liegt wohl daran dass wir einfach keine becken an unserer ziege haben...)

    um mich kurz zu fassen: imitieren geht, direkt 1:1 übernehmen wenn überhaupt, dann nur vereinzelt

    ansonsten gilt: anderes instrument = andere klangfarbe und evtl anderer groove - aber wenn man's KANN is sowohl bodhran als auch djembe/cajon was auch immer ziemlich cool ;)

  • Zitat

    liegt wohl daran dass wir einfach keine becken an unserer ziege haben...



    ...und daran, dass wir den Bass nicht mit dem Fuß bedienen (ich zumindest nicht :D )

    Gruß, Andreas

    Gruß, Andreas

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  • Servus Kai,

    Gutes Thema!
    Ich hab mir dazu auch schon viele Gedanken gemacht und hab noch immer mehr Fragezeichen als Antworten. :D
    Wie auch immer:

    Das typische bei der Bodhran, meines erachtens, ist, dass man sie mit einem Stick spielt, der (meist) eine Drehbewegung macht. Dadurch entsteht ein ganz typischer Groove. Die Upstrokes sind ein Spürchen verzögert. Dadurch hadscht die ganze sache ein bissi.
    Allerdings kommt durch die Drehbewegung auch was mechanisches rein, was den Bodhran Groove eben auch mechanischer macht als perkussion, die mit den Händen/ Fingern gespielt wird. Djemben und so Zeugs sind noch eine Spur organischer als Bodhran.

    Am meisten mechanisch ist das Schlagzeug; das menschelt am wenigsten.

    so viel zur Ausgangslage: Handgespielte Perkussion ist organisch, Schlagzeug mechanisch und Bodhran irgendwo in der Mitte.

    so weit so schön; interessant wirds, wenn man jetzt mischt und grooves von einem Instrumententyp zu einem anderen mitnimmt.
    Es ist zwar möglich HipHop Grooves auf der Djembe und auf Bodhran zu spielen; aber es klingt dann halt anders (weil organischer).

    Eine Möglichkeit auf der Bodhran "mechanischer" zu spielen ist singlestick style (heisst das so? ich bin da nicht uptodate ...); dh den Stick unten zu halten und ohne Drehbewegung die Haut zu malträtieren (siehe JohnJoe Kelly Solo ab der Hälfte). Dadurch kommen die einzelnen Schläge so exakt wir Pistolenschüsse.

    Ich hab mich mit dem Thema ziemlich rumgeschlagen, weil wir bei "Smoky Finish" mit bouzouki und Bass Rock Harmonien und Riffs unter die irische Musik legen. Wenn jetzt von Bass und Bouzouki eine sehr harte aggressive Rythmik vorgelegt wird, bin ich mit der Bodhran oft ein bissi verloren gewesen und hab mir daher mit Cajon und HiHat ein Perkussion "Schlagzeug" gebastelt. Damit hab ich die Möglichkeit mitten in einem Tuneset zwischen "organischer" Begleitung und mechanischer zu wechseln. Wenn ich Bodhran spiele, dann spiele ich oft melodieorientiert, wenn ich dann auf "perkussion-schlagzeug" wechsle, dann orientiere ich mich an den Rockvorgaben.

    Resümee meines Geschwafels: Ja, es ist möglich, zwischen, "Hand-" "Stick-" und "Schlagzeug" Perkussion zu wechseln und Patterns zu übertragen; aber man muss sich der Unterschiede bewusst sein um sie, die unterschiede, dann auch gut einsetzen zu können.

    aber das ist alles natürlich nur meine meinung; wahrscheinlich haben andere viel weniger Probleme hin und herzuwechseln ... (ich bin schon gespannt!!!)

    have fun
    bernhart

  • Hi,

    m.E. ist es sicher möglich, bestimmte Pattern zu imitieren mit einem anderen Klangerfolg. Was für mich aber das Bodhran-Spezifische ist, nämlich dass man mit der Hand am Fell die Klanghöhe modulieren kann mit entsprechenden Effekten (dämfpfen, knacken etc.), was man mit einer Trommel, auf der man nur die Oberfläche behandelt wohl kaum wird erreichen können. Das ist für mich ja auch das Faszinierende an der Bodhran, dass man da Töne rausholt, die man mit keinem anderen Schlagwerk bekommt. Jedenfalls hab ich das noch nie bei einer anderen Trommel so gehört.

    Gruß

    Mat

    Stammsessions in Kassel und Marburg
    Instrumente: SOK-Bodhrán, Takamine-Gitarre, Dixon Low und Tin Whistle, Seiler Piano

  • Hi!

    @Bernhart: Das mit dem mechanisch und organisch kann ich nicht nachvollziehen. Ich spiele seit 15 Jahren Schlagzeug! Dass man da mehr auf den Punkt spielt , ist nicht Sache des Sticks oder des Instrumentes, sondern rein Sache des Trommlers. Auch beim Schlagzeug kann mann punktgenau spielen, oder etwas vor oder nach der Zählzeit (sogenanntes Laidback-Feeling z. B. im Bluesbereich).
    Aber auch auf der Bodhran kann man auf dem Punkt spielen oder eben nicht.

    Meiner Meinung nach echt schwer: Gewollt(!) nicht auf dem Punkt spielen, sondern immer gleich vor oder nach dem Beat. Dabei geht es aber um minimale Verzögerungen. In dem Moment, wo man den Unterschied deutlich raushört, ist schon zu spät und die anderen meckern.
    Ich schau mal, ob ich da Beispiele finde John Joe scheint mir da die richtige Adresse zu sein :-)



    Meiner Meinung ergibt sich das, was du als organisch bezeichnest eher aus dem typischen Sound und natürlich auch den Handtechniken. Wenn ich mit zehn Fingern auf einer Djembe o.Ä. trommle habe ich andere Möglichkeiten als mit zwei Sticks, aber auch da gibts am Schlagzeug diverse Möglichkeiten !!

    Sven

  • moin ihr

    ich hätt mal ne frage die aber - um ehrlich zu sein "leicht"off topic is ....

    bernhard scheint ja zu wissen was JJK da in dem solo (ich geh davon aus wir sprechen von dem ca 3,9 MB grossen .mov file auf kerrywhistles.com) so tut 8)

    mir kommts so vor als würde er den stick statt am oberen ende am unteren anfassen und dann mit dem oberen ziemlich geile sachen machen... allerdings hab ich KEINE ahnung was er da so macht.... wäre nett wenn mir mal jemand diese spieltechnik erklären könnte.....

    man dankt

  • hi tim,

    johnjoe greift im letzten drittel des solos um. am anfang hält er den stick oben und spielt mit der üblichen drehbewegung; im letzten drittel hält er dann den stick unten und schlägt "gerade" also ohne drehbewegung. kurz nachher spielt er einen ewig langen lauf von höhen tönen bis in den tiefsten bassbereich (der würde so gleichmässig mit updowns nicht gehen).

    ist gar nicht off topic sondern genau ein punkt den ich meine: durch die veränderung des schlagstils gibts dann keine "up-down, up-down" abfolge; sondern nur mehr "downs"; daher ist jeder schlag exakt gleich schnell und gleich betont.

    gruss und bern

  • servus sven und rest der bande,

    hier mal ein schlampiges soundbeispiel, welches vielleicht besser erklärt was ich meine:

    2x mal Jig und 2x Reel

    zuerst ein Jig; einmal mit stick unten gehalten ohne updown
    dann ein Jig mit dem üblichen Updown (stick oben gehalten)
    dann ein reel / stick unten
    und ein reel / stick oben

    wenn der Stick "normal" gehalten ist, dann hört man meiner meinung nach immer einen unterschied zwischen upstrokes und downstrokes. (auch bei JohnJoe; deswegen greift er ja um, wenn er gleichförmiger, "maschinen"-artiger klingen möchte.

    viel spass beim vergleichen und anders hören ;-)

    gruss aus wien
    bernhart

  • Hi Bernhart, ich glaube Tim meint, ob J.J. Kelly den Stick unten hält und dann das obere Ende das Fell berührt oder ob er den Stick einfach nur weiter unten hält und trotzdem wie üblich mit dem unteren Ende spielt. (in diesem Solo versteht sich) :D

  • Hi ihr!!

    @Bernhart: erst mal: gut zu hören der Unterschied. Ich hab mir das Soundbeispiel angehört, bevor ich den Text gelesen habe.
    Genau das meinte ich auch als ich schrieb: Der Sound macht den Unterschied. :D
    Im ersten Part (Schlagzeugstickhaltung) schlägst du auch immer an der gleichen Stelle des Felles an, oder? Im zweiten Part ("traditional grip" ;-)) ergibt sich ein anderer Sound, da der downstroke woanders aufs Fell trifft als der upstroke, oder? Was mir noch aufgefallen ist: Du betonst den upstroke, beim ersten Pattern ist die 4 aber nicht betont, das macht meiner Meinung nach auch viel aus.
    In den beiden folgenden Pattern ist der Unterschied auch nicht mehr ganz so groß, da du da an jeweils gleichen Stellen anschlägst, oder?

    Zum Thema Timing bleibe ich bei meiner Meinung.

    @ Tim oder Josh:
    Im ersteren Teil spielt er solche "Maschinenläufe" , hat aber seine normale Stickhaltung. Dabei wird der Stick sehr flach aufs Fell geschlagen, sodass er beim Schlagen vielleicht sogar noch ein bisschen auf den Rahmen knallt ( SChlagzeuger sprechen von einem Rimshot). Gleichzeitig lässt er den Stick nachfedern. ( 1:00 bis 1:40)

    Bei ca. 2:00 spielt er aber auch solche "Maschinenläufe", aber ohne umzugreifen. Eigentlich auch recht regelmäßig, oder?

    Bei 2:14 greift er dann um und spielt so wie Bernhart. ;)


    ich werd in Dortmund mal versuchen ein besseres Video zu machen :-p


    Sven

  • Zitat

    nur weiter unten hält und trotzdem wie üblich mit dem unteren Ende spielt.



    Jetzt misch ich mich auch noch ein: für mich macht es überhaupt keine Sinn, den Stick unten zu halten und unten zu spielen. M.E. ist es genau so, wie es Bernhart beschrieben hat. Davon abgesehen: es steht ja jedem frei, JJK demnächst selber dazu zu befragen :-)))

    Gruß

    Mat ;)

    Stammsessions in Kassel und Marburg
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  • Hallo Zusammen,

    interessanter Thread, ich kann verstehen was Svenboy meint, aber ich glaube Bernhard liegt am Ende im Schwarzen. Um die gleichen "Unwuchten" beim Schlagzeug hinzubekommen, die man bei der Bodhran aufgrund der Haltung und des Klangunterschiedes in den Up- und Downstrokes hat, muß man wohl sehr geil spielen können.
    Bevor ich die höhere Weihe des double-sticking erfahren durfte :D habe ich gedacht man könnte die Bodhran ähnlich technisch wie ein Schlagzeug spielen - nun glaube ich das nicht mehr....

    Gibt es hier einen Link für das oben zitierte Solo von JJ??

    Schöne Grüße
    Oliver

  • hi sven,

    ich bin ja 100 % bei dir, wenn du sagst dass man mit jedem instrument tight spielen muss. ich hab ja nicht gemeint, dass man treibt oder hängt sondern, dass das mikro-timing (das timing innerhalb eines taktes) unterschiedlich ist. ein bild zum veranschaulichen:



    ganz oben die harte time vom klick.

    dann ein schlagzeug, das ganz auf der time spielt.

    dann ein schlagzeug, dass aggressiv vorne spielt (wohlgemerkt: ohne schneller zu werden! jeder schlag ist einen hauch vor dem click; aber die Taktlänge ist gleich.)

    und dann eine Bodhran, bei der die upstrokes eine spur hinten sind und die downstrokes am punkt. wieder ist nur jeder zweite schlag hinten. insgesamt spielt die bodhran aber nicht langsamer als der klick. sie spielt also tight obwohl im mikrotiming der upstroke schleppt (was aber durchaus nicht stören muss).

    have fun
    bernhart

  • Zitat

    "den Stick unten halten und mit dem oberen ende spielen"

    8o

    etz amal langsam!!!! wie soll man da den stick am dümmsten halten?? vom PRINZIP is des eigtl alles klar - aber ich kann mir die bewegung grad nich so recht vorstellen
    kann da mal jemand n foto, zeichnung ,erklärung oder sonstwas reichen? ;)
    vor allem die hand / unterarn / handgelenk bewegung is mir noch völlig schleierhaft......

    und was die sache mit dem "mikro-timing" angeht.... ach du schande! was für freaks :]
    ziemlich coole sache das! leider hab ich zuwenig plan davon um ernsthaft bei sowas mitreden zu können

  • @Tim: auf dem Cambridge-Solo von Jonjo ist das eigentlich gut zu sehen...

    Gruß

    Mat

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  • naja - ich kann nich ganz glauben was ich da seh....

    also für mich sieht das halt so aus als würde JJK da halt nur den stick zwischen daumen und zeigefinger halten und dann vom prinzip her wie bei nem schlagzeug-stick auf die bodhran hauen - ohne die typische arm/handgelenksbewegung....
    das glaub ich halt irgendwie nicht.... wäre ja eher bodhran-untypisch

    auch kann ich mir mit dieser schlagvariante so krasse läufe wie im cambridge video (2:20-2:27) kaum vorstellen....


    @bernhard: wie spielst du denn wenn du den stick unten hälst und oben spielst... wie is da die handbewegung?

  • Naja, so richtig gut zu sehen ist das leider nicht. Aber ich denke, es ist schon so, zwischen Daumen und Zeigefinger ist verm. am besten. Und wie man so einen Lauf dann hin bekommt, üben üben üben...

    viele Grüße

    Mat

    Stammsessions in Kassel und Marburg
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  • Zitat

    hier mal ein schlampiges soundbeispiel



    Na, so schlampig nun auch nicht. Aber ich habe den Eindruck, dass es prinzipiell leichter ist, den Rhytmus exakt zu halten mit Stick eher oben halten, vielleicht aus Gründen der Schwerkraft.

    Sehr nett, wie du in die Reels reinploppst...

    viele Grüße nach Ötziland...

    mat

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