double speed - Stil

  • Hallo Tim,

    hier nun der versprochene Beitrag zum double speed – Stil.

    Was ist, bezogen auf die Bodhrán, ein Stil? Erstens kann "Stil" die Art und Weise bezeichnen, wie ein Bodhránspieler seine rhythmischen Muster aufbaut, ob er z.B. viele oder wenige Backbeats (hier: Betonung auf einem upstroke) benutzt, ob er erst nach einigen Takten die Tonhöhe ändert oder ständig (wie z.B. Junior Davey auf der Skin & Bow-Platte) bzw. gar nicht (wie z.B. Malachy Towey auf One's Own Place-Platte), ob er viel mit Pausen arbeitet usw.
    Zweitens kann "Stil" die Art und Weise bezeichnen, wie der Ton erzeugt wird - also ob das Fell mit der Hand oder mit einem Tipper geschlagen wird und mit welchen Teilen der Hand bzw. mit welchen Enden des Tippers. In diesem letzteren Sinn wird das Wort "Stil" üblicherweise in den Lehrbüchern benutzt.
    double-speed-Stil ist eine Frage der ersten Kategorie. Der Sinn dieses Stiles ist, einen Groove zu spielen, der mit der normalen Technik nicht erreicht werden kann. Den double-speed-Stil habe ich zuerst während eines Workshops mit Mel Mercier vor ein paar Jahren in Wien kennen gelernt. Der Unterschied zum normalen Bodhránspiel ist einfach zu erklären.
    Normalerweise spielt man abwechselnd einen downstroke und einen upstroke. Beim double speed – Stil werden mehrere up- bzw. downstrokes hintereinander gespielt. Faktisch muss man dafür die Spielgeschwindigkeit verdoppeln.
    Im klassischen Stil spielt man z.B. die sechs Achtelnoten eines Jig-Taktes folgendermaßen:

    down up down up down up

    Im double speed – Stil kann man diese sechs Achtelnoten unter anderem auf folgende Weisen spielen:

    a) down-up-down down-up-down,
    b) down-down-up down-down-up

    Diese Varianten nennt der Musiker und Autor O'Suilleabháin bereits 1974 in einem Aufsatz als alternative Möglichkeiten, den Grundrhythmus eines Jigs zu spielen. Der double speed – Stil ist also keine neumodische Erfindung, sondern eine traditionelle Spielweise, die sich erhalten hat bzw. inzwischen wiederbelebt wurde. Außer Mel Mercier spielt z.B. auch Damien Quinn diesen Stil.

    Neben den genannten Beispielen könnte man genauso gut die folgenden Varianten spielen:

    - down-up-up down-up-up
    - vertauschte Muster (up und down austauschen)
    - und sämtliche Kombinationen der verschiedenen Dreiergruppen – das sagte zumindest Mel Mercier.

    Natürlich kann dieser Stil für sämtliche Tune-Typen (Jigs, Reels, Hornpipes etc.) benutzt werden. Der Vorteil des double speed – Stils ist, wie gesagt, ein völlig anderer Groove. Der Nachteil ist, wie der Name schon sagt, die doppelte Geschwindigkeit. Bei schnellen Reels ist der Bodhránspieler verraten und verkauft. Aber in gemäßigtem Tempo lässt sich der typische Groove eines Tunes mit diesem Stil manchmal wesentlich besser auf der Bodhrán spielen als mit dem klassischen Stil.
    Möglicherweise liest sich das Ganze sehr theoretisch. Aber der praktische Effekt ist wirklich erstaunlich.

    Gruß von Moritz

  • hmmm
    mir wird von thorralf ein "schottischer 8er schlag" beim reel unterstellt
    was nix anderes heissen soll, dass ich beim reel nicht
    down(1) up(2) down(3) up(4) - in klammern immer die "zählzeit"
    sondern nur downstrokes als zählzeit nehme also down(1) up - down(2) up - down(3) up - down(4) up - down(1) etc

    wobei ich down(1) immer betone
    ist das auch doublespeed? also kein "fehler" sondern persönlicher stil? :D
    so wurde mir der reel nämlich beigebracht...
    ich hab jetzt zwar auch die andere variante kennengelernt (spiele sie aber nicht da ich bei den mir bekannten stücken auf CD nicht weiss, wie ich da genau spielen muss...) aber hab wie gesagt probleme, da sich der "8er schlag" für mich bei den von mir gewählten stücken zu denen ich auf CD spiel (CD läuft - ich begleite auf der ziege...) besser klingt als der scheinbar übliche 4er schlag
    ich hoff ihr steigt durch was ich sagen will - is ja ziemlich verwirrend mein geschreibsel....

  • Hallo Tim,

    also, double speed ist das nicht, und falsch ist es, so wie ich Deine Beschreibung verstehe, auch nicht. Für das Zählen der einzelnen strokes gibt's verschiedene Varianten - ich persönlich zähle z.B. immer zwei Takte durch und nummeriere auch nur die downstrokes (1+2+3+4+5+6+7+8+).
    Double speed heißt, dass Du mehrere downs oder ups nacheinander spielst. Das hat mit der Zählweise nix zu tun.
    Als Beispiel noch mal ein double speed - Muster:

    down down up up

    oder, ausgeschrieben,

    downstroke, (stiller upstroke, um in die Ausgangsposition zu kommen),
    downstroke,
    upstroke, (stiller downstroke, um in die Ausgangsposition zu kommen),
    upstroke.

    Das ist von der Zählweise her genau das Gleiche wie

    down up down up.

    Ob Du nun down down up up oder down up down up spielst - es sind jedesmal vier Achtelnoten (oder, mit anderen Worten, ein halber Reel-Takt).
    Und die kannst Du 1 2 3 4 zählen oder 1 + 2 + oder wie auch immer.

    Gruß von Moritz

  • ich denk du hast mich nicht ganz verstanden....
    wenn ich nur die downs zähle - und derer 4 stück spiele, da der reel 4/4 takt hat, dann kommen da ja noch 4 ups dazu.... macht nach adam und eva zwerg :D
    8 schläge
    is das für nen reel ok oder nich? thorralf meinte dass ich so nicht alle finessen eines fortgeschrittenen bzw. guten spielers hinbekommen würde, oder nur mit mehr aufwand...
    aber wie gesagt - die stücke die ich per CD begleite kann ich mir nur mit meiner variante des 4/4 vorstellen....

  • Ähhh,

    Du schriebst

    wenn ich nur die downs zähle - und derer 4 stück spiele, da der reel 4/4 takt hat, dann kommen da ja noch 4 ups dazu.... macht nach adam und eva zwerg 8 schläge

    Â… das ist auch richtig. Na ja, für eine Diskussion über den Grundschlag ist der schriftliche Austausch vielleicht nicht ganz das OptimaleÂ…
    Grundsätzlich gilt jedenfalls:
    1 Achtelnote = 1 Schlag, egal ob up oder down. Ein Reel-Takt (der rechnerisch aus 8 Achtelnoten besteht) erfordert grundsätzlich also 8 Schläge (down-up-down-up-down-up-down-up). Also genau das, was Du machst. Das kannst du 1+2+3+4+ zählen oder eben auch 12345678 - wie Du willst. Wo Du nun den Schlag besonders betonst oder ihn weglässt (und damit eine Achtelpause spielst), ist eine andere Frage.
    2. Jigs, Reels, Hornpipes etc. werden idealerweise eh nicht Takt für Takt gezählt, sondern in Patterns à zwei Takte. Deswegen zähle ich ja 1+2+3+4+5+6+7+8+, weil man sonst mit den Zahlen wahnsinnig werden würde.

    Hm, ich hoffe, das Ganze ist etwas weniger unklar geworden.

    Gruß von Moritz

  • Doublespeed - doppelte Geschwindigkeit

    Besagt, dass Ihr in der Zeit eines Taktes die doppelte Anzahl Schläge habt, d.h.
    Ihr zählt 8tel anstatt 4tel. Wie Ihr dann diese Schose gestaltet ist dann zweitrangig. Nur ist darauf zu achten, dass gerade bei schnellem Spiel die Akzentuierung sehr exakt kommt. Das menschliche Gehör ist da sehr träge!
    Wenn Ihr einmal beobachtet, wie eine klassische Polka-Begleitung geht, dann stellt Ihr fest, dass man zwar double-speed spielt, aber wie von Euch schon ausgeführt, Schläge weglasst. Das dient dazu ein "Zusuppen" zu vermeiden... Wenn die Leute wegen der Trommel dann ausgelassen tanzen (ähm - auch wegen der Flöten vielleicht ;) ), dann ist das ein großer Lohn... :D

  • hmm also was hast du dann gegen meinen "8er schlag" oder wie du es bezeichnet hast einzuwenden thorralf?
    wenn ich mir da dein soundbeispiel anhör und so versuche einen reel zu begleiten klappt das nich so wirklich - oder ich spiel gaaaaanz laaaangsaaaam..... :D

  • Mit Deiner Zählweise - klar!
    Weswegen ich den Beitrag gepostet habe, ist ganz einfach!
    Wenn man sich nicht auf ein gemeinsames System einigt, dann entsteht leicht ein Kauderwelsch.
    Du benutzt ein für Dich schlüssiges Lernsystem, das anders funktioniert, als das der anderen Perkussionsfraktionen. Trotzalledem ist es bei Dir in sich abgerundet... Solange Du Dich nur mit Leuten austauschst, die Deiner Linie folgen können ist das auch vollkommen i.O. Trotz alledem glaube ich, dass es Dir dann schwierig fallen wird Rhythmen zu lernen, die nicht aus Deinem Groovegefühl kommen...
    Natürlich stimmen hier die Worte von Big Freddy: "Jeder soll nach seiner Fasson seelig werden!"

    Dein Beitrag zeigt aber auch, dass Du entweder die gebräuchliche Metrik nicht verstanden hast oder aber alles lieber sehr hektisch begleitest...

    So long
    Thorralf

  • nee - thorralf! net hektisch! aber schnell :D is n unterschied! und bisher hatte ich keine probleme.... vor allem is mir heute was lustiges aufgefallen....
    ich hab von LordOfTheDance (steptanz oder wie man das nennen mag) das gleichnamige stück begleitet und an einigen stellen bin ich kurzzeitig (da es besser gepasst hat oder warum auch immer...) in "dein" system verfallen - was heissen soll - mit etwas übung um es auszubauen krieg ich's wohl hin in beiden systemen spielen zu können. und die übung werd ich woghl in kauf nehmen ;)

  • Nochmal verwiesen auf

    Zitat

    Nur ist darauf zu achten, dass gerade bei schnellem Spiel die Akzentuierung sehr exakt kommt. Das menschliche Gehör ist da sehr träge!



    Sauberkeit ist das wichtigste! Gut akzentuierte Betonungen, Dynamik ander richtigen Stelle (auch Lautstärke reduzieren manchmal) und vor allen Dingen - um mit Nuhr zu sprechen - an der richtigen Stelle "einfach mal die Fresse halten" - nicht spielen oder nur sehr sachte. Das alles zusammengenommen ergibt ein dolles Menü an Soundmöglichkeiten :]

    Da ich mich nicht für DAS Maß aller Dinge halte - manchmal erscheint ja der Eindruck, wenn man nur seine Erfahrungen vermittelt - werde ich mir auch nicht anmaßen Dich Tim in irgendeiner Weise zu bewerten, Dich ummissionieren oder anderweitig formen zu wollen...

    Für jeden einzelnen können ja immer nur die eigenen Möglichkeiten eigene Formen des Zugangs möglich machen. Ein Lehrer ist - meiner Meinung nach - immer nur ein Mittler und eine Inspirationsquelle

    nich wahr?
    Thorralf

  • Zitat

    Ein Lehrer ist - meiner Meinung nach - immer nur ein Mittler und eine Inspirationsquelle



    da spricht ein weiser zu uns :D

    aber mal im ernst.... find ich gut dass du das so siehst... während unserer diskussion über icq kam mir deine ansicht nämlich etwas anders vor...
    allerdings würde ich bei einigen stücken gern hören wie du sie mit deiner variante begleitest - ich kann mir das einfach nich wirklich vorstellen...

  • mal wieder ich....

    ich weiss ja nicht inwieweit sich das realisieren lässt - aber wäre es vielleicht möglich wenn sich hier mal unsere profis outen würden und ihren stil vorstellen würden, besonderheiten hervorheben und vielleicht auch beschreiben wie's geht und bei was sich soetwas anbietet....
    ich denke das wäre schonmal interessant zwecks dazulernen und inspiriert werden

    sagt halt einfach was ihr davon denkt und ob's überhaupt machbar ist...

  • was die Zählweise angeht, so kann ich mich Moritz nur anschließen. Ich selber zähle auch "eins und zwei und drei und vier und" also in Achteln. Das hat nichts mit doppelter Geschwindigkeit zu tun. Die Noten für einen normalen Reel sind auch in Achteln aufgeschrieben, heißt also ein Takt Reel hat viel Downs und vier Ups bei mir. Beim Jig sind es halt sechs Achtel in einem Takt.

    Was die Betonung angeht, so bin ich ein verfechter des Offbeat im Grund-Reel. Heißt also eine Betonung auf der Zwei und der Vier in meiner Zählweise:

    eins und ZWEI und drei und VIER und
    down up DOWN up down up DOWN up

    In vielen Büchern wird die Eins und die Drei im Grundbeat betont. Aber das kann man meiner Meinung nach wie ein Dachdecker halten. Für mich ist halt dies die Variation!

    Beim Jig muß man in Dreiergruppen denken. Wenn man also sechs Achtel hat, so arbeitet man mit zwei Dreiergruppen. Die haben jeweils eine Betonung auf dem ersten Schlag. Also auf der Eins und der Vier. Wobei die Eins eine stärkere Betonung als die Vier hat. Wenn man das auf den Slipjig ausbaut, so kommt noch die Sieben als Betonung hinzu, da wir mit drei Dreiergruppen arbeiten.

    Die Zählweise beim Jig sieht also wie folgt aus:

    EINS zwei drei VIER fünf sechs bzw.
    EINS und zwei UND drei und
    DOWN up down UP down up

    die Meisten lassen aber die Zwei bzw Eins und weg und machen hier eine Achtelpause. Das bringt etwas mehr Ruhe rein und unterstützt die Hauptbetonung auf der Eins!

    EINS Pause drei VIER fünf sechs bzw.
    EINS Pause zwei UND drei und
    DOWN Pause down UP down up

    Die Besonderheit ist nun die, daß ich durch das Weglassen der Zwei, zwei Down-Schläge hintereinander habe. Um bei schnellen Jigs locker zu spielen bietet sich folgender kleiner Trick an: der erste Down Schlag wird auf halber Strecke gestoppt und erst mit dem zweiten Schlag kommt man ganz Unten an um dann wieder normal rauf und runter zu spielen. Wenn man den ersten Schlag ganz runter spielt und in der Pause wieder nach oben bringt, kostet das Zeit und Kraft und bringt Unruhe ins Spiel und das sollte eigentlich nicht passieren.

    So unterrichte ich zumindestens die Basic Schläge!

    Ich wünsche Euch eine gute Nacht...

    Guido