Fellunterschiede.

  • Welche Frage mir dann doch noch unter den Nägeln brennt ist folgende: ?(
    O`Kane benützt seine Art von Lambeg Fellen, Brendan White seine und ein Alfonso seine Felle. Diese beziehen sie wahrscheinlich jeder von einem bestimmten Fellhersteller. Jetzt haben ja z.b diese genannten Hersteller einen relativ "guten" bis "sehr guten" Ruf.
    Trotzdem würde ein Hersteller seine Felllieferanten wechseln könnte er ganz schnell ins negative abrutschen. Wenn die Felle schlechter werden. Kann ein
    Felllieferant die Felle so bearbeiten das jedes Fell ähnlich klingt. Ist das beeinflussbar?. Jede Ziege ist anders und müsste vom Fell her auch anders klingen.
    Man sieht doch einem Fell im vornherein nicht an wie es später mal klingt. Gibt es da Richtwerte. Genausogut könnte eine Brendan White wie eine Alfonso klingen und ein Mc Auley mit Lambegfell wie eine O`Kane.
    Wie schafft es ein Hersteller das "seine" Bodhran immer gleich gut klingt.

    Wer bringt Licht ins Dunkle 8)

    Gruß Josh


  • Hallo Josh,

    der gute Ruf der Hersteller beruht schon in erster Linie auf ihrer Gerb-Kunst. Von Alfonso weiß ich's nicht, aber Brendan White gerbt seine Felle selber, ebenso Norbert Eckermann. Bei Seamus O'Kane weiß ich nicht, in welchem Zustand er die Felle kriegt und was genau er noch selber macht, aber Rina schreibt in ihrem Buch, dass auch O'Kane verschiedene Bearbeitungs-Methoden benutzt.
    Wenn ich mir die verschiedenen Bodhráns so anhöre, kriege ich den Eindruck, dass die meisten Hersteller eine grobe Klang-Linie für ihre jeweiligen Felltypen gefunden haben und diese Linie auch durchhalten können. Aber einen ganz bestimmten Felltyp immer wieder genau gleich herzustellen, hat meines Wissens noch keiner hingekriegt. Keine Ahnung, ob das an der Einzigartigkeit von Ziegenhäuten liegt oder nicht.

    Moritz

  • Also liegt es an der Gerbkunst des Fellherstellers.
    Wusste garicht das die Bodhranmaker ansich die Felle nochmal bearbeiten. Dachte immer die kaufen fertige Felle und sind daher angesichts der Qualität auf Ihren Hersteller angewiesen.

    Gruß Josh

  • Zitat

    Brendan White gerbt seine Felle selber,



    Nur zum klarstellen: Soweit ich weiß (und da bin ich mir ziemlich sicher) gerbt Brendan White schon lange keine Felle mehr.

    Letzlich ist ca. 80% (schwer zu sagen) des Klanges von dem Fell abhängig. Ein weiterer (kleiner) Teil wird auf das richtige Aufspannen des Fells entfallen. Der Rest entfällt auf den Rahmen (z.B. Eigenresonanz), die Auflagefläche des Fells und "Zubehör" wie z.B. Abkleben, Fellring oder ähnliches. Deshalb sind die Bodhran-Hersteller immer von ihrem Zulieferer abhängig. Gerben werden die wenigsten selber, da es ein zeitaufwendiger, sehr schmutziger und auch stinkender Prozess ist, der aber auch viel Fachwissen erfordert.

    Es gibt verschiedene Gerbeverfahren (hierzu gibt es einige Infos im Internet), die verschiedene Ergebnisse bringen und sich mehr oder weniger für Bodhrans eigenen. Auch in diesen Verfahren gibt es viele Möglichkeiten die Felle zu beeinflussen (Dicke, Zeiten in den verschiedenen Gerbe-Bädern, Strecken,...).

    Es ist also einmal der Gerbebetrieb dafür verantwortlich die von der Natur herrührenden Fellunterschiede auszugleichen und eventuell schlechte Felle auszusortieren. Außerdem wird der Bodhran Hersteller auch noch mal in einem gewissen Rahmen selektieren.

    Es gibt aber trotzdem bei jedem Hersteller sehr unterschiedliche Felle, die durchaus auch unterschiedlich klingen. Am besten ist es also seine Lieblings-Bodhran aus einer möglichst großen Menge auszusuchen. Allerdings sind die Unterschiede zwischen den Herstellern viel größer als die Unterschiede zwischen Bodhrans eines Herstellers.

  • Kommt es eigentlich auch drauf an wo die Ziege mal lebte - also mehr im Stall, Ziegen aus dem sonnigen Süden oder von windgepeitschten irischen Bergen und Hügeln, aus dem Vorgarten etc.? Oder ist das egal und nur das Gerben "machts"?

    Coinín

  • Laut Auskunft von einigen Bodhránmachern kommt's nicht nur aufs Gerben an, sondern auch darauf, wo die Ziege gelebt hat. Wetter und Nahrung scheinen das Fell zu beeinflussen. Norbert Eckermann hat sowas mal in einem Artikel gesagt. Und Charlie Byrne meinte, mountain goats - die sich vorwiegend von karger Kost ernähren - würden die besten Bodhránfelle abgeben.

    Moritz

  • kann mir jemand etwas zu den unterschiedlichen Fell Stärken sagen? Je dicker das Fell desto...

    Ich bin der Meinung desto kräftiger die Bässe. Wobei auch die Rahmentiefe nicht ganz unwichtig ist, siehe Seamus OKane! Außerdem kann ichmich daran erinnern das die Felle ab einer bestimmten Dicke nicht mehr klingen!?!?

    MfG

    Guido

  • Moin
    ob das mit den Bässen immer von der Dicke abhängt, ist relativ ungewiß. Als Gegenbeispiel dienen die O'Kane Trommeln. Durch meine erste konnte ich Zeitung lesen, und als das Teil mir von Seamus in die Hand gedrückt wurde, habe ich mich erstmal erschrocken...so dünn wollte ich das nicht ;).
    Aber der Bass, superweich, supertief.
    Keine Ahnung, warum...
    Grüße
    Der Rolf

  • Hallo,

    Physikalisch gesehen ist die Tonhöhe hauptsächlich von dem Durchmesser abhängig. Die Tiefe des Rahmens sorgt für eine Ausrichtung der Schallwellen und durch den Abstand der Vorderseite von der Schallaustrittsöffnung (hervorgerufen durch die Rahmentiefe) kommt es zu einer Verlängerung des Weges den die "Luft zurücklegen muß" (ist unwissenschaftlich aber anschaulicher) um den Druckunterschied auszugleichen. Das wird als Verstärkung empfunden. Man kennt das von der Bassreflex-Box. Allerdings gilt dies für die langen Wellen (tiefen Töne) viel mehr als für die kurzen Wellen (hohe Töne), wesshalb man mit steigender Röhrenlänge einen immer dumpferen Toneindruck erhält. Da der Bass der Trommel sowieso recht stark ist, ist daher der Rahmen meist nicht allzutief.

    Die Dicke des Felles hat folgende Auswirkungen: Das Fell ist nur die Membran, die die Vorderseite von der Rückseite trennt. Natürlich kann eine dünne Membran besser schwingen und benötigt auch nicht soviel Energie um angeregt zu werden. Als Beispiel kann man sich eine dicke Platte denken, die statt eines Felles angebracht wird. Auch hier würde man einen Ton hören, allerdings einen vergleichsweise leisen und eher hohen Ton (Platte schwingt nur kleine Wege und erzeugt daher nur kurze Wellen). Nun könnte man daraus schließen, daß ein dickes Fell eher hohe Töne erzeugt, was nicht unbedingt stimmen muß, da ein dickes Fell meistens einen anderen Aufbau hat als ein dünnes und da eher andere Effekte greifen. Außerdem ist es fast ähnlich elastisch wie ein dünnes Fell. Auf jeden Fall schluckt ein dickes Fell mehr Energie (man benötigt mehr Energie um es zu bewegen). Ein dünnes Fell kann da viel mehr und weiter schwingen und erzeugt daher tiefere, lautere Töne.

    Bei einer Bodhran kommen aber andere Dinge ins Spiel: Dünne Felle können mit der linken Hand leicht verformt werden, wobei man mit wenig Änderung des Andruckes die Fellspannung verändern (und somit die Tonhöhe, denn das Fell wird im Schwingen behindert). Ein dickes Fell ist meistens weniger elastisch und somit gutmütiger. Es klingt daher gleichmäßiger.

    Dünne Felle haben meistens eine glatte Innenfläche, wobei bei dicken Fellen oft eine weiche, poröse, "Wildleder"-Oberfläche vorliegt, die den Ton sicher auch beeinflusst. Ich würde bei glatten Fellen eher einen hellen, obertonreichen Klang erwarten. Bei den innen weichen Fellen eher einen dumpferen, obertonarmeren Klang.

    Vielleicht sollte man da malmit experimentieren, den Rahmen von innen mit einem weichen, porösen Material auszukleiden. Auch das müsste Obertöne und hohe Töne reduzieren.

    Fazit: Ein dünneres Fell lässt sich sicher leichter spielen, solange es nicht so dünn ist, daß jede kleine Bewegung zu einem total anderen Ton führt. Also m.E. eher nichts für Anfänger.

    Ich hoffe meine Überlegungen sind einigermaßen richtig...

    Beste Grüße
    Lars