Gema bei Sessions

  • Weiß jemand ob die Pubs für Sessions die dort stattfinden auch an die Gema bezahlen müssen?

    Wir hatten hier in einer Kneipe in unserer Stadt zwei mal eine Session gemacht und die Besitzerin meinte sie habe an die Gema was zahlen müssen die sich offenbar auf die Anzeige in der Zeitung (betitelt: Irish Music Abend) gemeldet hat und Kohle wollte.
    Uns, die Musiker, hat geärgert, dass wir eigentlich nur eine zwanglose Session machen wollten, gegen freie Getränke und was zu futtern, so war das mit den Kneipenbesitzern abgesprochen, die aber bei der zweiten Session das vermarktet haben wie den Auftritt einer Band (also Eintritt kassiert haben), wir aber keinerlei Gage bekommen haben. Begründung: Der Eintritt ging drauf für die Gema.

    Ich denke ja eher, dass solche Irish Trad. Sessions Gema frei sind, oder?
    Ich glaube kaum, dass sonst diverse Pubs eine Session dort spielen lassen würden, die ja i.d.R keinen Eintritt kostet.
    Weiß jemand wie sich das verhält?


    Gruß
    Coinín

  • moin
    das ist komplizierter als man denkt.
    Zunächstmal geht die GEMA davon aus, dass ales urheberechtlich geschützt ist, auch Irish Trad. Du mußt denen dann das Gegenteil beweisen. Das ginge z.B. mit einer Liste aus O'Neills, und ihr speilt nur die Dinge. Wenn ihr dann Stücke von Flook dudelt, muß man Gema bezahlen. (dass es keiner unterscheiden kann, ob alt oder neu, steht auf einem anderen Blatt...)
    Grüße
    Der Rolf

  • Ahoi,

    man muss immer dann GEMA bezahlen, wenn eine Musikaufführung öffentlich ist. Das ist dann nicht der Fall, wenn der Veranstalter alle (!) Gäste persönlich kennt und eingeladen hat. Wenn nur ein unbekannter oder nicht geladener Gast erscheint, ist die Aufführung öffentlich. Dabei ist es egal, ob es sich um ein Konzert, eine Session oder auch nur die Musik von CD bei einer privaten Feier handelt! Also: Session, Taxifahrt(ja,ja: da ist ein Radio drin!), Kurkonzert und im Prinzip ein pfeifender Gastwirt: alles öffentlich= Gemapflichtig. Ob Eintritt erhoben wir hat dabei allenfalls Einfluss auf die Höhe der Gebühr. Und auch Traditionals sind nicht umsonst: Wenn der Schulchor im Altenheim traditionelle Adventslieder singt, um den Leuten eine Freude zu machen: GEMA!

  • Moin,

    da muss ich mal einhaken. Der letzte Satz vom Vorgänger ist nicht richtig! Für traditionelles Liedgut muss man keine Gema bezahlen, wenn der Bearbeiter kein Gemamitglied ist und diese Bearbeitung nicht bei der Gema angemeldet wurde.

    Wenn nun rein theoretisch nur Material aus dem ONeills gespielt wurde und als Bearbeiter ein Vater eines Session Mitgliedes angegeben wird, muss man keine Gema bezahlen!!! Wenn der Schulchorleiter das Adventslied selber bearbeitet hat, und es nicht bei der Gema angemeldet hat, dann muss man dafür auch nichts zahlen. Auch wenn er Gema Mitgleid wäre! Wenn er es nicht ist, ist es eindeutig.

    Wenn man nur einfach traditionelles Liedgut auf dem Anmeldeformular schreibt und den Namen, z.B. Kesh Jig, dann guckt die Gema in ihren Computer und sieht, dass es ganz viele Bearbeitungen gibt. Somit geht die Gema davon aus, dass es sich bestimmt um eine Bearbeitung handelt, die Gema geschützt ist. Wenn man einen Bearbeiter Namen schreibt der nicht in der Gema Mitglied ist gibt es keine zwei Meinungen zu dem Thema. Natürlich muss Derjenige auch die Berabeitung gemacht haben. Dafür benötigt man aber keine musikalische Ausbildung. Wenn ich meiner Frau ein Stück vorspiele und die mir sagt:" spiel doch mal an dieser oder jener Stelle das Stück so oder so (mit Vorsummen)", dann ist das ihre Bearbeitung!!! Somit könnte sie theoretisch die Stücke der ganzen Session bearbeiten und dieser Session frei zur Verfügung stellen...

    Das Problem mit der Gema ist, dass man der Gema beweisen muss, dass das Stück nicht Gema pflichtig ist! Nicht wie in der deutschen Rechtssprechung "im Zweifelsfall für den Angeklagten". Sobald die Gema sagt, "glauben wir nicht" ist manin der Beweispflicht und muss ansonsten zahlen!

    Wenn man also keinen Ärger haben möchte bzw. nichts zahlen möchte spielt man nur traditionelles Liedgut und läßt es von Leuten arrangieren, die nicht in der Gema Mitglied sind. Dann muss man aber auch aufpassen, dass man keine geschützten Stücke spielt, denn die Gema "Mitarbeiter/Spione" werden in einem Camp über mehrere Wochen darauf trainiert Flook von Dervish zu unterscheiden und alle 10.000 Jigs und Reels zu lernen um sie auch melodisch und namentlich zu unterscheiden. So dass im Ernstfall sofort eingegriffen werden kann, wenn zwischen den offiziell angemeldeten Stücken ein Gema pflichtiges Stück gepielt wird. Denn der irische Markt in Deutschland ist eine Haupteinnahmequelle der Gema ;) .

    Also Zettel vorbereiten, traditionelle Stücke spielen :rolleyes: , Gema kommen lassen, warten und weiter spielen. Und es wird nichts mehr kommen...

    Noch ein kleiner Nachschlag. Kein Eintritt = verminderter Gema Satz! Daher gab es früher die 99 Pfennig Feiern an der Uni, weil da nur ein geringer Gemasatz gezahlt werden muss. Auch Kirchen haben einen verminderten Gemasatz. Also im Notfall in der Kirche spielen und Messwein trinken. Chips gibt es da ja auch...

    Guido

  • Zitat

    denn die Gema "Mitarbeiter/Spione" werden in einem Camp über mehrere Wochen darauf trainiert Flook von Dervish zu unterscheiden und alle 10.000 Jigs und Reels zu lernen um sie auch melodisch und namentlich zu unterscheiden. So dass im Ernstfall sofort eingegriffen werden kann, wenn zwischen den offiziell angemeldeten Stücken ein Gema pflichtiges Stück gepielt wird. Denn der irische Markt in Deutschland ist eine Haupteinnahmequelle der Gema



    8o8o8o8o8o8o

    Diese Teufel, denen muss man ja alles zutrauen!!!

    Ich werd heut abend mal sämtliche Gäste im Pub abscannen und erkennungsdienstlich behandeln. Ich vermute schwer, dass da ein oder mehrere Undercover-Agents der GEMA ihr Unwesen treiben!

    Da gibt es einige, die so komisch sind. Die hören auch immer so genau hin bei bestimmten Tunes. Und sagen dann mit Unschuldsmiene: "Das hört sich doch irgendwie alles gleich an" .

    Ich werde jedenfalls nie mehr sagen, dass das Stück von Flook oder von Dervish ist! Ich sag dann, ich hab das von meinem Freund Brain oder Sarah oder Cathy und hab das dann - wie man unschwer hören kann - ziemlich nachbearbeitet. :-)

    Zitat

    Messwein trinken. Chips gibt es da ja auch...



    Geil! Und Rauchverbot, keine Sperrstunde, keine lärmenden Gäste oder pöbelndes Publikum! Prima Sache, vielleicht sollten wir mit der Session umziehen!

    :P

    Stammsessions in Kassel und Marburg
    Instrumente: SOK-Bodhrán, Takamine-Gitarre, Dixon Low und Tin Whistle, Seiler Piano

  • Dann erst mal herzlichen Dank für die vielen Infos und Ratschläge.
    Damit hab' ich dann ja ganz gut was in der Hand von wegen "Gema für die Session". Damit können uns die Kneipenwirte dann jedenfalls nicht mehr kommen (denn irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass die hauptsächlich ganz gut an uns verdienen wollten und die Sache mit der Gema eher als gute Begründung herhalten sollte, dass sie Eintritt nehmen mussten).

    Hm, dann werde ich mich in Zukunft wohl mal dransetzen ganz viele Tunes bearbeiten :D .


    Coinín