Geht der Trend zum Singleend?

  • Nachdem ich ja jetzt auch so einen schönen Schlangenholzdrumstick von Ralf habe (schönen Dank nochmal...ist die Kohle da?), habe ich mich ernsthaft gefragt, ob ich nicht auf auf die Singleendtechnik umsteigen und da ein bißchen Arbeit investieren sollte. Hab' ich das nur so im Gefühl, oder scheint der Trend wirklich dorthin zu gehen...leichtere Drumsticks und Singleend (cf. Eamonn Murray)? JJK spielt ja glaub' ich auch kaum Doubleended triplets.
    Wie seht ihr das? Wo liegt da der Vorteil? Ist das nur ein vorübergehender Trend?
    Fragen über Fragen...

  • Moin
    hier nicht ;).

    JJK und Eamon spielen eine Mischung aus beidem.

    Ich kenne wenig Leute, die in ordentlichem Reeltempo dauerhaft rolls im timing hinkriegen, ohne dabei den Grundgroove zu verlassen. Da schließe ich mich ausdrücklich mit ein, und ich glaube auch, ich kriege das so nicht mehr hin. Ich meine jetzt nicht, den gelegentlichen DDU im Reel, sondern echte rolls in ihren ganzen Ausprägungen.

    Ich halte inzwischen Grundgroove und "einfacheres" Spiel für die Tendenz, so auch auf Inis Oirr, wo Siobhan O'Donnell auch Technikfreaks wie Ralf verzaubert hat (mir ist dies ja nie gelungen, obwohl ich das ja schon länger predige...aber ich bin ja auch ein Mann..;)).

    Grüße
    Der Rolf

  • Im Ernst: Willst du dich nach einem Trend richten? Wozu? Damit die nächsten Zuhörer auf eurem Konzert sagen:"Wow, habt ihr das gesehen, der spielt single-end!" Ich denke wirklich, dass die Veränderung einen Grund braucht, nämlich die Tastsache, dass einem die eigene Spieltechnik nicht mehr genügt, oder Ähnliches.
    Ich vermute,dass das bei den Cracks der Fall sein wird irgendwann. Die machen das dann zum Trend, aber muss man das deshalb genauso machen?? Nicht verrückt machen lassen!!!!
    Im Vordergrund sollte doch stehen, ob du deine Musik so begleiten kanst, wie du willst.
    Positiv ist natürlich die bessere Spieltechnik, bzw. die Variationsmöglichkeiten....

    So richtig umsteigen: Nö!

    Liebe Grüße
    Sven

  • Zitat

    Original von Svenboy
    Die machen das dann zum Trend, aber muss man das deshalb genauso machen?? Nicht verrückt machen lassen!!!!
    Im Vordergrund sollte doch stehen, ob du deine Musik so begleiten kannst, wie du willst.



    Das war der Grund warum ich eigentlich erst gar nicht nach Inisheer wollte, zu all den Cracks...und ich bin wahnsinnig froh, dass ich dort war.

    Denn genau das ist es, was Ringo McDonagh mich gelehrt hat...

    Zitat

    Original von Svenboy

    Nicht verrückt machen lassen!!!!




    Seitdem gehts mir und meiner Trommel besser. :)

  • Servus zusammen,

    also ich verbinde mit verschiedenen Spieltechniken auch irgendwie immer unterschiedliche Musikstilistiken.

    Klar kann man mit Singleend auch alte, "normale", vielleicht ruhigere, oder wie Rolf oben sagte einfachere Schlagmuster spielen, aber für mich ist Singleend letztlich doch eher eine Spieltechnik für "Funky Irish Music", Ihr wisst schon was ich meine.

    Ich glaube auch nicht, dass man mit Singleend tatsächlich so weich spielen kann, wie bei Doubleend. Der Stick hat (bei mir zumindest) schon mehr Bumms, wenn ich ihn am Ende statt in der Mitte halte (oder fast in der Mitte :D ). Ist ja auch logisch.

    Ausserdem finde ich rolls (wenn man die bei mir singleended so überhaupt nennen kann) fast nur möglich, wenn das Fell schön straff und hoch gespannt ist. Und das mag ich halt bei manchen Begleitungen überhaupt nicht.

    Ich habe trotzdem einen Heidenrespekt vor den Spielern, die das (v.A. die Rolls) sauber hinkriegen mit singleended, von daher kann ich nur meinen Hut ziehen, dass Du da Arbeit reinstecken möchtest, Michael.

    Gruß, Stefan

  • schon spannend...

    ich bin ja durch autodidaktes lernen zuerst auf die single-end technik gestoßen, da mir das als schlagzeuger anfangs etwas leichter von der hand ging und hab erst im letzten jahr dank rwe und neuen sticks eher mühsam gelernt rolls mit beiden enden zu machen...find ich moment auch viel geiler!!! aber ich misch schon beide stile miteinander...schwerpunkt aber auf double-end....jetzt gehen mir endlich auch "up-rolls" auf wenn ich sie brauche!!

    aber wie immer.....jeder so wie er will und kann!! so kann sich jeder individuell seinen eigenen mix-style basteln

  • Zitat

    Original von Svenboy
    Im Ernst: Willst du dich nach einem Trend richten? Wozu? Damit die nächsten Zuhörer auf eurem Konzert sagen:"Wow, habt ihr das gesehen, der spielt single-end!"



    Ne also darum geht's sicher mir nicht. Auch wenn's die Überschrift nahelegt: der Trend ist mir eigentlich total wurscht, das reimte sich nur so schön ;) Ich frage mich halt nur nach dem Grund, warum so ein angemessener Single end mix (s. Rolf o.) so beliebt ist, wo es doch so viel einfacher ist, double end zu spielen. Und gerade der neue Drumstick vom Ralf eröffnet durch diese ungewöhnliche Gewichtung ganz andere neue, vielleicht innovative Spielmöglichkeiten. Fand ich in Hamm übrigens ziemlich beeindruckend, was Ralf mit dem Teil gemacht hat...
    Ich bin ja lernfähig, vielleicht ist es lohnenswert, sich mal etwas intensiver damit auseinanderzusetzen...


    LiGrü Michael

  • Moin,

    Ralf ist zur Zeit im Ausland, aber wenn er wieder da ist, wird er sicher seinen Senf dazu abgeben, schließlich ist er derjenige, der den ganzen Single-ended-Kram ;) am konsequentesten spielt.

    Was mir dann aber, ähnlich wie Rolf, manchmal gefehlt hat, ist der Groove oder das (Micro) Timing. Die Betonung liegt auf hat, weil er m.E. dieses Problem mittlerweile im Griff hat.

    Ich sehe es so: d-d-u baue ich da ein, wo es mir das Spiel erleichtert, weil downs nunmal leichter zu betonen sind als ups. Das geschieht ab einem gewissen Zeitpunkt bei mir ganz automatisch, ohne daß ich darüber nachdenken muß und durchbricht dann nicht den Spielfluß.

    Single-ended-Triplets oder gar Rolls sind dagegen eine ganz andere Geschichte.
    Ich kann bis jetzt nicht behaupten, daß sie irgendetwas erleichtern würden, im Gegenteil! Sie sind motorisch dermaßen kompliziert im Timing zu spielen, daß ich es so gut wie nie wage, sie mal in der Session zu bringen, weil ich niemanden raushauen möchte.

    Der einzige Nachteil bei normalen Triplets (und damit Vorteil der anderen) ist, daß man sie ganz weit oben nicht mehr spielen kann.
    Wer das Bodhransolo von Eamon kennt, was ich hier mal vor einiger Zeit gepostet hatte, weiß, was ich meine. Wäre natürlich nett, sowas zu können, aber bis man DAS auf Reeltempo hat, vergehen Jahre, wenn überhaupt...

    Von daher meine ich, warum sich das Leben selbst schwer machen? Wenn man Tunes so begleiten kann, wie man möchte und einem nichts fehlt, würde ich bei dem bleiben. Aber reinschnuppern würde ich allemal, um selbst entscheiden zu können.

    An dieser Stelle sei mir ein wenig Schleichwerbung erlaubt :D
    Wie ihr vielleicht schon gesehen habt, geben Ralf und ich im November einen Workshop in Bonn.
    Wenn genügend Fortgeschrittene zusammen kommen, spricht nix dagegen, daß Ralf einen Exkurs in die Single-ended-Technik macht.

    In diesem Sinne, Andreas

    P.S.: Und bevor Rolf jetzt auf die Barrikaden geht: Ich übe alles, was ich mit d-d-u spiele immer wieder bewußt auch mit betonten ups, schon allein um es nicht zu verlernen!

  • Moin,

    ich möchte mich jetzt auch einmal zu dem Thema äußern.

    Erst einmal ist alles erlaubt was gefällt! Dann ist es auch egal wie man es ausführt, sondern wie das Ergebnis ist. Damit meine ich genau das, was Rolf auch immer sagt, man kann die meisten Sounds auch mit verschiedenen Techniken erhalten.

    Dennoch ist es wichtig dass man nicht irgendwann mit seiner Technik stehen bleibt. Man sollte schon über den Tellerrand gucken.

    Ich selber spiele auch eine Mischung aus Doubleended und Singleended. Angefangen habe ich mit Doubleended. Im Laufe der letzten 17 Jahre sind mir dann immer wieder Sachen über den Weg gelaufen, die mich fasziniert haben und die ich in mein Spiel eingebaut habe. Das waren Sounds und Grooves die ich gehört habe und versucht habe mit meiner Technik nachzuspielen und auch Techniken die ich gesehen habe. Dabei ist mir auch nicht immer alles so gelungen, wie es im Original war. Aber bei den meisten Sachen habe ich meinen Weg gefunden.

    Natürlich ist es immer toll, wenn man sieht was die anderen machen. Besonders Techniken die man nicht kann. Man kann auch gerne alles ausprobieren und über einen langen Zeitraum üben bis es klappt. Aber wenn es nicht klappt, dann geht die Welt nicht unter.

    Für mich ist der Groove und der Ausdruck eines Spielers am wichtigsten und nicht wie viele komplizierte Techniken er spielt. Die meisten verhaspeln sich dabei, dass wurde ja schon gesagt. Wenn das Timing und besonders das Mikrotiming auf der Strecke bleiben, dann stimmt etwas nicht. Meiner Meinung nach ist eine Session keine Leistungsshow, auch wenn man gerne zeigen möchte was man drauf hat. Dazu sind die Solos da. Mir persönlich ist ein rhythmusfester groovender Bodhrán-, Gitarren-, Bouzouki-Spieler mit wenigen verschiedenen Schlagmuster oder wenigen Akkorden wichtiger, als einer der immer nur zeigen muss, was er kann bzw. nicht kann. Natürlich klingt es toll, wenn es grooved und die kompliziertesten Techniken nahezu perfekt abgefeuert werden. Aber das können die wenigsten. Aber ich sehe das immer wieder auf den Workshops. Die Leute wollen etwas Neues lernen und können das Alte noch gar nicht richtig umsetzen. Das gilt auch für die Fortgeschrittenen!!!

    Und ich glaube auch, dass das der Unterschied zwischen Deutschland und Irland ist. Wir machen uns Gedanken darüber wie was gemacht wird und verlieren den Groove und die Iren machen sich über nichts Gedanken, warum auch und spielen es einfach!

    Im Unterricht ist es gut, wenn der Lehrer weiß was er macht und auch als Spieler hat es große Vorteile, wenn man seine Techniken reproduzieren kann, aber man darf nicht durch zu starkes Grübeln den Rhythmus aus den Augen lassen.

    Und was ist, wenn sich in ein paar Jahren die irischen Cracks wieder auf die Ur-Techniken zurückbesinnen? Müssen dann alle wieder mit der Keule auf die Jagd gehen? Die komplizierten Techniken sind bestimmt auch eine Form des Versuchs individuell zu sein. Der Standard ist immer höher geworden, so dass heute selbst viele mittelmäßige Spieler besser spielen, als die meisten guten Spieler der 60iger und 70iger Jahre. Es ist doch verständlich, wenn pubertierende Jungs versuchen etwas Ausgefallenes zu machen, um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und vielleicht auch noch die Mädchen abzuschleppen. Und sie haben auch noch einen ganz wichtigen Vorteil: Zeit! Diese Jungs sind jetzt Mitte ende Zwanzig und haben mit ihrer neuen Technik die ganzen alten Säcke aufgemischt, die irgendwann zum großen Teil mit ihrer Technik stehen geblieben sind, weil sie keine Zeit und keine Lust mehr haben und lieber spielen wollen. Aber auch diese Jungs werden irgendwann einmal älter und es kommen neue Spieler nach, die denen zeigen wo der Hammer hängt. By the way, momentan scheint der Trend wirklich wieder back to the roots zu sein. Ich sehe, dass immer mehr Spieler ihre Technik-Wut zähmen und einfacher spielenÂ…

    Daher mein Rat:

    - immer offen sein für neue Trends und Techniken, aber nie vergessen wo man her kommt

    - das was gefällt einfach klauen und den eigenen Stil integrieren

    - wenn es nicht klappt versuchen andere Wege zu finden

    - üben, üben, üben

    - nicht die Musik und die Melodien aus den Augen verlieren

    - Spaß haben!!!

    Ach und noch was, nicht die Bodhrán oder der Stick machen den Spieler...

    Guido

  • Moin,

    noch eine kleine Randbemerkung aus physiotherapeutischer Sicht:

    Ich weiß sowohl von John Joe als auch von Eamon, daß sie teils massive Probleme mit ihrem Schlagarm haben und ich bin mir ziemlich sicher, daß das nicht von ungefähr kommt sondern mit der Technik und der enormen Geschwindigkeit, die dieses Single-ended-Spiel mit sich bringt zu tun hat.

    Das vielleicht noch als kleine Entscheidungshilfe...

    LG, Andreas

  • Moin,

    da ich irgendwie in diesem Thread mehrmals erwähnt wurde, will ich nicht schweigen.

    Ich bin durch einen langen Prozess gegangen von anfänglicher Begeisterung für den "Technik-Schnickschnack", also viel DDU und eben die single-ended Triplets, jahrelanges Üben derselben, denn wie mehrfach erwähnt ist es nicht genug sie seeehr schnell zu können, sondern IM TIMING zu können.
    Wenn einer nebendran die Augen zumacht und hinhört, sollte er vom Timing her nicht unterscheiden können, ob es sich um einen "normales" oder mit einem Ende gespieltes Triplet handelt.
    Klanglich kann ein single-ended Triplet insofern was bringen, als daß alle Töne exakt gleich hoch sind. Das kann man mit normalen Rolls nur durch eine schnelle, aufwendige Unterrambewegung simulieren, siehe Rolfs Spiel auf einem Colaflaschen-Deckel.
    Außerdem ist durch die andere Schlagabfolge die Gewichtung der Schläge beim single-ended Roll geringfügig anders, so daß sie sich eben klanglich von den double-ended Rolls unterscheiden.

    Was aber die Frucht allen Übens sein sollte (und die Erfahrung musste ich selbst durch extrem vieles und langes Spielen und Zuhören in Sessions machen, das konnte mir Onkel Rolf zuvor einfach nicht klar machen ;) ) ist:

    Der Groove !
    Viele technische Möglicheiten sind toll, weil man einfacher mehr erreichen kann, aber ohne Groove und "Mikrotiming" nutzt dat alles nix !

    Inzwischen spiele ich nach Lust und Laune ab und zu ein paar single-ended Rolls, um nicht aus der Übung zu kommen, und genieße dazwischen weit ausgedehnte Strecken, in denen ich nur den Grundbeat unterschiedlich betone oder versuche, Bassläufe zu spielen, ganz ohne Schnickschnack.

    So ist das mit dem Trend bei mir...

    LG
    Ralf

    PS: Das ist audrücklich kein Abraten, die Techniken nicht alle zu lernen, denn das Gute ist: Mit neuen Schlagmustern arbeitet man immer auch gegen die schon eingefahrenen Muster, das hält frisch...

    Und gesundheitlich hab ich auch keine Probleme mit meinem Spiel, aber ich bin ja auch kein Profi der das den ganzen Tag macht (ich krieg grad eher nen Krampf in der Linken vom Klampfen...)