Unterschiede zwischen Fellen

  • Hallo zusammen,

    in einem anderen Thread kam die Diskussion über verschiedene Felle auf. Dort ging es insbesondere um Lambeg und DragonSkin. Ich möchte anregen, hier die Diskussion weiterzuführen und auf weitere Felle zu erweitern.


    Also: Die These, die in dem ursprünglichen Thread aufkam, war, dass Lambegs generell knackiger und härter wären, DragonSkins hingegen cremiger, bassiger, weicher. Dem habe ich entgegnet, dass man das so nicht verallgemeinern könne, ich habe schon Lambegs gesehen, die weicher als jeder Drachen waren und gerade heute erst einen Drachen, der knallhart ist und megaviel Attack mitbringt.

    Kommen wir zur Kernfrage:

    Wie unterscheiden sich denn nun die Felle generell? Kann man das überhaupt verallgemeinern?

    Ich stelle jetzt hier mal ein paar Behauptungen auf, die nicht unbedingt meine Meinung wieder geben, die ich aber hier im Forum und in diversen Gesprächen aufgeschnappt habe. Wer mag dazu etwas beitragen?




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    - Lambegs sind sehr knackig und haben viel Attack


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    - Lambegs sind sehr weich und bassig


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    - DragonSkins sind sehr weich und cremig


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    - Lambegs entwickeln ihren Bass erst durch's Einspielen


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    - DragonSkins haben ihren Bass "out of the Box", werden aber mit der Zeit noch bassiger


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    - Siepmann Felle sind bretthart, haben viele Obertöne und wenig Bass


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    - Siepmann Felle sind zu Beginn sehr obertonreich, entwickeln aber nach der Einspielphase fette Bässe


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    - Kearns und Waltons Felle klingen nach Pizzakarton und haben keinen nennenswerten Tonumfang


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    - Brendan White Felle haben einen eher begrenzten Tonumfang, haben aber einen recht imposanten Bass und viel Attack


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    - Metloef Felle waren "früher" sehr bassig, sind inzwischen aber bretthart




    Und so weiter und so weiter. Wie gesagt, nicht alles davon spiegelt meine Meinung wieder, das sind alles Dinge, die ich irgendwo aufgeschnappt habe. Mir ist auch bewusst, dass sich einige der Aussagen widersprechen, auch das ist natürlich gewollt. Ihr sollt ja diskutieren. :D

    Mich interessieren jetzt keine weiteren Mutmassungen, meine Frage zielt auf Eure direkten Erfahrungen mit unterschiedlichen Fellen. Welche Felle habt Ihr schon gespielt und wie waren die so? Haben sie sich mit der Zeit verändert? Habt Ihr Vergleichsmöglichkeiten mit anderen Herstellern?
    Gerne dürfen sich auch Maker hier äußern (na ja, zumindest zwei sind ja hier im Forum ab und an aktiv). Sicher spielen Dinge eine Rolle, die der Spieler oft gar nicht weiß (Alter und Geschlecht der Ziege, Kalb statt Ziege, Wirbelsäule, Behandlung der Felle vor dem Aufspannen, Herkunft der Tiere, Tape, Patches und so weiter und so weiter).


    Lasst doch mal hören!


    :D


    LG,


    Micha

    (der hocherfreut ist, dass in den letzten Wochen wieder mehr und mehr Diskussionen zum eigentlichen Thema "Bodhráns", "Spielweise" und so weiter aufkommen. Ist eben DOCH noch nicht alles gesagt...)

  • Moin, Moin

    Zitat

    Original von Micha
    Also: Die These, die in dem ursprünglichen Thread aufkam, war, dass Lambegs generell knackiger und härter wären, DragonSkins hingegen cremiger, bassiger, weicher.




    Also das eine( :rolleyes: ) Lambeg von DOK das ich ausprobiert habe, war extrem laut, hart und knackig. Sehr present und hörte sich für mich (und das mag natürlich für jeden anders sein) nicht schön an.
    Ich dachte alle Lambegs würden sich so anfühlen und so klingen. Auf einem Workshop habe ich dann verschieden Lambegtrommeln in Händen gehalten und wurde absolut eines besseren belehrt. Angenehm zum anfassen und weich war definitiv dabei. Auch der Klang war nicht so "blechern" wie ich es bei der DOK empfunden habe.
    Die Drangonskin die ich hier habe (klein, glitzernd und blau :D ) ist schön weich und samtig, schön sahnig. Mehr brauch ich zu der wohl nicht sagen, Ihr kennt Sie (die Trommel) warscheinlich besser als ich. Schön anzuhören, schön anzufassen.
    Natürlich hab ich um längen weniger Erfahrung als die meisten hier, aber meine Erfahrung ( kann man das schon so nennen ?(:D ) sagt mir, das Lambeg " laut und knackig und present und har t" ist, und Dragonskin " weich samtig nicht so dominant (aber wenn man will schon) und schön kuschelig in der Hand :] ) ist.

    Liebe Grüße
    Marion

    Lächle den Tag an, dann lächelt Er dich an :))

  • AHHHHHHHHH!!!! Einen langen Beitrag geschrieben, abgeschickt... ABGESTÜRZT, das ist doch fies! Also, alles auf Start, nochmal, ein bisschen Kurzform, sorry:


    Lieber Micha,
    tolles Thema. Danke.

    Zitat

    Original von Micha
    Kommen wir zur Kernfrage:

    Wie unterscheiden sich denn nun die Felle generell? Kann man das überhaupt verallgemeinern?



    Genau, Kernfrage. Unterscheidet sich meiner Meinung nach in

    1) Unterscheidung. Ist eine technische Frage, lässt sich wahrscheinlich von Bodhranmakern und Fellexperten ganz gut beantworten, worin sich, ganz theoretisch, die verschiedenen Felle in der Verarbeitung sowie im Spielverhalten ganz objetiv voneinander unterscheiden.
    2) Verallgemeinerung? Das ist eine eher subjektive Frage, die jeder Spieler selbst beantworten muss, weil sie mit seinem eigenen Spielverhalten, Spielstil, Vorlieben und Erwartungen zu tun hat.

    Zu 2) würde ich meine Erwartungen mit meinem "Siepmannfell" teilen. (hihi, nein, ich habe Ralf nicht das Fell über die Ohren gezogen.)

    Es geht um die rot-schwarze (bitte runterscrollen).

    (bää, ich hatte das vorhin schon alles geschrieben... merke: immer copy&pasten bevor man abschickt. Mist.)

    Meine Trommel war am Anfang sehr obertonreich, das heißt: viel Peng und Tack, sehr "hell", noch wenig Bass aber bereits viel "Wumms" im Sinne von Druck/Kraft. [Fehlt es nicht vielleicht an Fachworten? Bumms, Wumms, Tack, Boing... das wirkt so... willkürlich! :P (jaja, da ist er wieder, der deutsche Ordnungswahn)]
    Mittlerweile hat die Trommel einen ordentlichen Bass entwickelt wie ich finde, aber hat trotzdem noch ihren "attac", also einen sehr präsenten Anschlag. In einem Wort würde ich die Trommel als "perkussiv" bezeichnen, was mir unheimlich gut gefällt.
    "Wumms"ig im Bass, knackig in den Höhen, laut ;) (ich kann mittlerweile aber auch leise).
    Das Fell ist deutlich härter, als ich es zB noch von meiner Hedwitschak Light-Line kenne, oder -hier ist der Vergleich noch viel deutlicher- von Michas MHTF.

    Joa, dann hoff ich mal, dass das jetzt klappt und dass ich nix vergessen habe, im zweiten Anlauf.

    Lieben Gruß
    Doro

  • Tja, auch wenn das natürlich wieder als "Werbung" oder "Angabe" rauskommen kann/sollte kann ich mir meinen Senf dazu nicht verkneifen, schließlich glaube ich schon daß ich was dazu sagen kann. Ich hab inzwischen ca. 3000 Trommeln bespannt und dementsprechend weit über 1000 Ziegen, zudem ein paar Hirsche, Kälber, Pferde und Rehe "verarbeitet".
    Außerdem habe ich mich durch jede Menge Trommeln von Kollegen durchgetrommelt, Neue und über Jahre Eingespielte.

    Zum Thema Lambeg kann ich nur sagen daß die Unterschiede einfach ganz extrem sind und es eigentlich kein "typisches" Lambegfell gibt, vor allem nicht wenn man sich die Felle von Tommy und Frank vergleicht, die zwei Lambegfellhersteller mit denen ich Erfahrungen gemacht habe. Es gibt tatsächlich richtig schlechte Lambegfelle die auch nach jahrelangem Einspielen nie wirklich gut sprich lebhaft werden, dann gibt es Lambegs die sich von DRAGONSkins kaum unterscheiden und es gibt Lambegs die auf die RWE kommen. Und das ist ja auch der Hauptgrund warum ich "Lines" und "signature models" baue, daß ich einen gewissen Durchschnittsstandard hinbekomme. Die RWEs sind inzwischen alle sehr homogen und eben so wie sich das der Rolf vorstellt, dementsprechend werden die Felle ausgewählt und endbehandelt. Das mag dann das hier bekannte "typische Lambeg" sein und das hat sicherlich mehr Anschlaggeräusch (attack) als das "typische" DRAGONSkin.

    Was ich hald immer wieder beobachte ist, daß es Felle gibt die werden mit dem Einspielen besser und welche die werden zwar weicher aber auch lebloser.
    Letzteres gilt fast ausschließlich für Billigfelle und Felle, die mehr als Pergament oder als "Vorstadium von Leder" behandelt bzw. verkauft werden und eben nicht als Trommelfell.

    Für mich zeichnet sich ein gutes Trommelfell dadurch aus daß es eben weder blechern knallt noch sackartig dumpf klingt und dazwischen alles bietet.

    Dabei möchte ich erwähnen daß das "knallige, ploppige" nie ein Problem, bei keinem Fell darstellt, das hat sogar eine Resopalplatte, wie ich in Vollmerz glaube ich anschaulich genug dargestellt habe.
    Das Entscheidende ist hier einfach daß man zwischen einem "Geräusch" und einem "Ton" oder "tonähnlichem Geräusch" unterscheiden muß.
    Wenn zwei harte Gegenstände aufeinandertreffen gibt es immer einen lauten Knall, das hat für mich aber noch nichts mit einem Ton zu tun.
    Interessant wird es doch erst wenn wirklch gut eingespielte Trommelfelle immer noch einen wirklich knackigen Hohe-Töne-Bereich haben und da zudem noch melodiös klingen ohne eben zu "knallen".

    Das was für mich das Besondere am DRAGONSkin und auch an gut eingespielten Lambegs ausmacht ist die Tatsache daß man sie so tief stimmen kann daß gerademal so ein Ton rauskommt, sie aber dennoch so eine innere Flexibilität und Elastizität haben daß sie selbst bei dieser geringen Fellspannung einen richtig angenehmen, präsenten Klang haben und trotzdem aber bis rauf in die ploppigen Höhen einfach alles bieten.

    Und das ist auch der Unterschied zu "billigen" Fellen: sie werden zwar weicher aber verlieren auch einen großen Teil ihrer Lebhaftigkeit. Sie werden eben nicht "bassiger" sondern "dumpfer".

    Das tolle an z.B. meiner fast 5 Jahre alten DRAGONSkin ist einfach daß sie hald, obwohl wenn sie ganz tief gestimmt ist immer noch gigantisch viele Obertöne mitschwingen lässt und es so zu einer ungemein großen Klangfülle "body" kommt. Das geht eben nur weil das Fell nach vie vor super elastisch und flexibel ist und eine enorme innere Spannung hat.
    Sowas habe ich bis jetzt in der extremen Form nur bei Dragons und Lambegs beobachtet.
    Zwar mag das auf der Bühne mit Mikro abgenommen manchmal nervig sein weil da eben Instrumente mit einer einfacheren Obertonstruktur leichter abzunehmen sind, aber erstens ist das für nen guten Tontechniker auch kein Problem und zweitens ist das Instrument hald akustisch einfach unschlagbar schön.

    Generell finde ich auch daß dünne und mitteldicke Felle immer lebhafter klingen als dicke. Ganz einfach deswegen weil sich da diese "innere Elastizität" sehr schnell bemerkbar macht.

    Was noch dazukommt, ist, daß man mit einem Trommelfell das ein breites Klangspektrum hat und flexibel ist, viel mehr Variationsmöglichkeiten mit Tippern hat, da es einfach je nach Anschlagpunktausarbeitung ganz anders anspricht als ein dickes, hartes unflexibles Fell bei dem man nur mit ganz weichen Tippern oder gar mit der Hand einen schönen, warmen Ton rausbekommt.
    Das kann ich bei meiner Charly Byrnes beobachten. Dabei sei erwähnt, daß ich diese Trommel trotzdem (oder gerade deswegen) liebe ! :))

    ...my 2 cents :))

    It´s not the drummer - it´s the drum :D "...werde auch in Zukunft keine weiteren Wuzzzzzls bauen (!))"

  • Moin
    als Lambegfan kann ich da gar nciht mehr viel hinzufügen. Durch meine Hände sind inzwischen ca. 250-300 RWEs gegangen, und wir haben in der Zeit viel gelernt. Ich spiele immer noch meine erste RWE (ja, ich die von 2005), und das entscheidende ist, das, was Christian oben schon geschriebenhat: Ich kannd as Ding mit einer weichen Ziegenhaarbürste spielen und zwar so weit runtergestimmt, dass das Fell fast schlackert. Dann bekomme ich sanfte bassige Töne. Aber ich kann danach an den acht Schrauben drehen und erhalten immer noch bass, mit knackigen Höhen und, was für mich am wichtigsten ist: Mit allen Tönen dazwischen. Die brauche ich für mein Solo (und sonst auch). Und ich spiele gerne mit Obertönen und der Oktave.
    Mein Eindruck, und Christian möge mich korrigieren, falls es falsch ist, ist, dass das Lambegfell etwas mehr Obertöne hat, als dei DS oder die Standardfelle. Und das mag ich sehr. Natürlich kann man das auch mit dem Tape steuern, aber es liegt wohl auch mit im Fell.

    Dann zum einspielen: Die Lambegs entwickeln ihren Bass in den ersten paar Monaten, aber die haben natürlich trotzdem schon genug bass, um gleich normal gespielt zu werden. Es ist nicht so, dass man die erst ein halbes Jahr lang einprügeln müßte. Bernd Haseneder, der jetzt auch RWE Besitzer ist kann dazu vielleicht was schreiben, da er eine neuen RWE gerade auf der Session und ev. auch bei einem Gig gespielt hat. Ich würde auch jederzeit mit einer neuen lambeg aus dem Lager auf dei Bühne gehen. Das einzige, was in den ersten 3-4 Monaten auf einen neuen RWE Besitzer zukommt, ist eine gewisse Anfälligkeit für kleine Temeraturschwankungen. Das führt zu häufigen Stimmbedarf. Das legt sich aber nach einigen Monaten, wenn das Fell gesetzt ist. Wie gesagt, Bass ist da, aber es wird noch mehr!
    Grüße aus Harrisburg, PA
    Der Rolf

  • Ob ein Lambegfell mehr Obertöne hat als ein Dragon oder eines meiner Standardfelle oder das Fell eines anderen Herstellers traue ich mich nicht zu behaupten. Aber da das Gefüge eines Lambegs meist inhomogener ist als eines Dragons kann es schon sein daß der Anteil an nichtharmonischen Obertönen (nichtharmonisch ist jetzt nicht negativ (!), eigentlich sollte ich schreiben "nichtgeradenvielfachendesGrundtons" oder noch genauer gesagt "die Anteile der Obertöne die nicht annähernd oder zufälligerweise sogar mal genau in einer geraden Vielfachen der Grundtonschwingungen schwingen") größer ist als bei homogenen Fellen und somit der Eindruck entsteht daß "mehr Obertöne" vorhanden sind, in Wirklichkeit hört man sie nur mehr heraus weil wir ja alle auf ein gewisses Harmoniebedürfnis getrimmt sind. Oft machen aber gerade die nicht-harmonischen Obertöne den Gesamtsound interessant bzw. formen erst das "typische" Klangbild eines bestimmten Musikinstruments.
    Generell würde ich sagen ist das aber weniger eine Frage der Fellart sondern eine Frage wie gut das Fell eingespielt ist. Je mehr das Fell schwingt desto komplexer wird das Obertongefüge und desto voller der Gesamtklang.

    Noch ein "note" zum Einspielen :

    Das Einspielen einer Trommel ist eine sehr spielerindividuelle Angelegenheit. Das heißt wenn ein Rolf Wagels eine Trommel einspielt wird sich die Trommel anders entwickeln als wenn ich sie einspiele.
    Es ist tatsächlich so daß der Spieler seine Trommel in gewisser Weise formt und sie damit eben zu "SEINER" Trommel macht. Das liegt einfach daran, daß jeder Spieler mit einer ganz eigenen Schlagintensität das Fell bearbeitet, je nachdem welchen Bereich er am Meisten spielt, ob er die Trommel immer gleich hält oder permanent dreht, welchen ph-Wert sein Handschweiß hat, ob man eher fettige oder trockene Hände hat, ob man viel oder wenig schwitzt...
    Das ist auch der Grund warum ein "mechanisches Einspielen" mit einer Einspielmaschine keinen wirklichen Sinn macht. Ihr lacht ? Ich werde danach regelmäßig gefragt ! :))



    It´s not the drummer - it´s the drum :D "...werde auch in Zukunft keine weiteren Wuzzzzzls bauen (!))"




  • Moin zusammen,
    meine RWE ist jetzt gerade mal 2 Wochen jung. Ich bin ja seit mehreren Jahren nur an das Dragon Skin und Spicy gewöhnt, und hatte mich innerlich auf eine längere Anpassungsphase eingestellt, da ich in der Vergangenheit auf Session's schon auf anderen Lambeg's spielen durfte. Nach 3 Session's und einem Gig am letzten Freitag habe ich mit meiner RWE folgende Erfahrungen gemacht:
    Dieses RWE Fell scheint nicht so hart zu sein, wie auf anderen von mir gespielten Bodhrán's,
    dass Fell reagiert auf die kleinste Veränderung mit der Tonhand präziese und schnell,
    ich finde, dass die RWE jetzt schon sehr kräftig im offenen Bass sowie in den Bassläufen ist,
    lässt sich sehr schön im entspannteren Zustand mit Hodrods und sogar mit ganz weichen Hodrods sowie den neuen Pinseln von Christian spielen.
    Das von Rolf angesprochene Nachstimmen ist zur Zeit wirklich von Nöten (habe am Freitag wohl vier oder fünfmal nachstimmen müssen).

    Sehr auffällig waren am Freitag die Unterschiede zu hören, als Guido und ich einen Song mit zwei Bodhráns (Guido auf GPS, ich auf RWE) begleitet haben, und jeder hinterher ein Solo spielte. Auf der GPS klingt alles ein bisschen weicher und wärmer. Auch bleibt der gespielte Ton länger stehen. Bei der RWE klingt es "Knackiger und zackiger", ohne jedoch dabei den Eindruck von bretthart entstehen zu lassen.

    Ich freue mich auf jeden Fall, so eine Auswahl an Bodhrán's zu haben, mit denen ich mich allen musikalischen Anforderungen anpassen kann.

    Hoffe, meine Einschätzungen ergänzen dieses so interessante Thema.

    Viele Grüße von
    Bernd.


  • Einspielen von Musikinstrumenten.

    Dieses Thema gibt's natürlich bei anderen Musikinstrumenten auch, und man kann meiner Erfahrung nach mit Fug und Recht behaupten, daß man ein Instument "formt".
    Holz ist ein überaus lebendiges Material was auf Feuchtigkeit, Temperatur und Schwingungen mitunter sehr empfindlich reagieren kann.
    Das macht es einerseits schwierig seine Eigenschaften exakt zu kontrollieren, andererseits zum bisher unerreichten Werkstoff für Resonanzkörper im Instrumentenbau.

    Wieviel sich im Laufe der Zeit im Holz ändern kann veranschaulichen folgende Erfahrungen:

    Ein gut befreundeter Geiger hatte das Vergnügen, für eine CD Produktion eine Guadagnini Geige spielen zu dürfen - ein Geigenbaumeister der in einem Atemzug mit - wenn nicht sogar vor - Stradivari genannt werden muß.
    Das Instrument hatte die letzten 200 Jahre Zeit eingespielt zu werden und klang traumhaft schön (charakteristisch hell und strahlend für diese Instrumente).
    Soweit nun die Rahmenbedingungen.
    Aufgenommen werden sollte allerdings ein Stück neue Musik - mit Vierteltönen. Und plötzlich klang das Instrument dumpf und tot, nur noch ein Schatten seiner selbst. Interessanterweise trat dies nur bei ungewöhnlichen Spielereien auf die sich außerhalb der gängigen chromatischen Tonleitern befanden. Dieses Verhalten konnte uns später ein guter Bekannter bestätigen und erklären.
    Das Holz hatte sich über die Jahrhunderte klassischer und romantischer Literatur auf die "sauberen" Intervalle eingeschwungen. Dementsprechend klangen diese Töne auch besonders strahlend und trugen wunderbar, alles außerhalb dieser Tonalität wirkte jedoch deutlich "kleiner". Das Instrument hatte eben nicht "gelernt", auf diesen Frequenzen im selben Maße zu resonieren.

    =====

    In unserer Klasse gab es natürlich verschiedene Konzertharfen die von recht unterschiedlichen Leuten gespielt und vor allem eingespielt wurden.
    Zwei Extremfälle waren mein altes Instrument und das einer Kollegin.
    Ich habe mit voller Absicht ein von Haus aus "hartes" Instrument gewählt da ich über mehr Kraft in den Händen verfüge als die meisten Harfenisten (böse Zungen sagen mir natürlich Brutalität nach, aber das ist eine andere Geschichte...*g*).
    Diese Harfe wurde über die folgenden Monate von mir "weichgeknetet" und bis an's Limit gefordert. Schließlich hat sich das Instrument in genau die beabsichtigte Richtung entwickelt: eine Harfe die unglaublich viel Kraft verträgt, dabei aber nur sehr schwer anfängt, zu "knallen".
    Das Instrument der Kollegin wurde bei weitem "netter" eingespielt - nach einigen Monaten hatte ich das Gefühl, auf dieser Harfe sprichwörtlich "in's Leere" zu greifen.


    Diese Erfahrungen haben nur sehr indirekt mit unterschiedlicher Saitenspannung oder anderen augenblicklichen Umständen zu tun, erstes Kriterium sind hier die Ohren des Musikers. Man paßt automatisch seine Spielweise und vor allem die eingesetzte Kraft an um die bestehende Klangvorstellung zu erreichen und umzusetzen.
    Ob und wie das dann durch das Instrument transportiert werden kann hängt eben auch davon ab, wie es eingespielt wurde.

    Ein Fell dürfte sich hier wohl noch deutlicher entwickeln.

    Soweit mal mein Senf dazu - es mag vielleicht etwas abschweifend anmuten, nach den verschiedenen Meinungen zum Thema Lambeg denke ich aber, daß die Rolle des Einspielens nicht unterschätzt werden darf.


    LG

    Yoshi