Hoffnungslose Fälle?

  • Gibt es (viele) hoffnungslose Fälle, wo ihr das Gefühl habt, die werden es nie lernen, vernünftig bodhrán zu spielen? Und an die Lehrer hier: würdet ihr soetwas eurem Schüler sagen? :O

    Is maith an sc?athán súil charad

    :D Is breá liom bheith ag seinm ar an bhodhrán :D

  • Also,
    erstmal entsteht da doch bei mir die Frage, was ein "vernünftiges" Bodhrán- Spiel ist. Muss man spielen können wie die Cracks hier im Forum? Oder wenigstens so wie XYZ? Reicht es sogar aus, so zu spielen wie Gyde???!
    Und da wir schon dabei sind: wenn ich übe, komme ich auch voran. Wenn ich die Bodhran unterm Kopfkissen lasse, spiele ich am nächsten Morgen nicht besser.
    Außerdem möchte ich auf die vielen wertvollen Tipps im Thread "vom Geübten zum Gekonnten" verweisen. Der wichtigste Tipp ist:
    dran bleiben. Irgendwann gehts wieder voran.
    Nur Mut!

    ...and I never will play the Wild Rover no more!

  • also hoffnungslos sind meiner meinung nach die fälle die sich 1-2 mal im jahr für 5 minuten mit der trommel beschäftigen, n bißchen drauf rumklopfen, ab und an mal jemanden auf ner session fragen wie dies oder jenes geht, aber nie üben

    oder diejenigen die aus prinzip nicht üben weil "hey, so'n bißchen rhythmus is ja total einfach und draufrumtrommeln kann eh JEDER !!! "


    ansonsten......... wer übt wird besser !!!

  • Zitat

    Original von Kim
    Gibt es (viele) hoffnungslose Fälle, wo ihr das Gefühl habt, die werden es nie lernen, vernünftig bodhrán zu spielen?



    Geradeheraus: Ja, die gibt es sicher. Wobei die Frage ist, was du unter "vernünftig" verstehst. Ich kann mich Gyde und Tim nur anschliessen: Üben! Und wenn du meinst, du kommst nicht voran: weiter üben! Die Bodhrán ist da nun mal nicht "besser" als andere Instrumente, von alleine lernt man's nicht. Aber die Erfolge sind schneller zu erzielen und wenn du prinzipiell ein gewisses Musikverständnis/Rythmusgefühl hast, bist du bestimmt kein hoffnungsloser Fall ;)

    Zitat

    Und an die Lehrer hier: würdet ihr soetwas eurem Schüler sagen? :O



    Jein. Wenn jemand trotz Üben über längere Zeit mit der Bodhrán gar nicht klar kommt und frustriert ist, würde ich vorsichtig nachfragen und evtl. empfehlen, etwas anderes zu probieren. Wenn dieser jemand aber trotzdem Spaß daran hat und seine Grenzen selber einschätzen kann (d.h. keine Sessions kaputtdengelt), dann würde ich das so akzeptieren. Allerdings ist es sehr schwer abzuschätzen, in welche "Kategorie" jemand gehört, im Zweifelsfall würde ich mich da stark zurückhalten!

    Gruß, Andreas

    Celtic Cowboys - Irish Folk, Bluegrass, Country, Blues -

    Bestes Countryalbum 2011: "A Simple Life"

  • Schach kann doch auch nett sein...

    Spaß beiseite, es gibt da verschiedene Bereiche, wo die Leute nicht mitkommen oder Defizite haben. Beispiele wären:

    - Rhythmusverständnis, Rhythmusgefühl
    - Motorik
    - Schnelligkeit
    - heraushören der Rhythmen und Umsetzung
    - Timing

    Richtig hoffnungslose Fälle habe ich selten dabei und die bemerken es meistens auch von alleine! Die Frage ist nur, kann man bei bestimmten Defiziten helfen?

    Wer kein Rhythmus im Blut hat wird es schwer haben. Da müßte ein richtiger Musikpädagoge ansetzen und gucken, was man machen kann. Und ich kenne keinen in Deutschland, der Bodhrán unterrichtet und Musikpädagoge ist. Und da zähle mich mich genauso dazu!

    Motorik kann bis zu einem bestimmten Punkt auch mit Übungen gemeistert werden. In ganz schweren Fällen müßte man da aber auch schon fast therpeutisch eingreifen. Bewegungsspiele möchte ich als Stichwort nennen. Da kenne ich auch keinen Bodhrán Lehrer, der eine Ausbildung desbezüglich vorweisen kann.

    Schnelligkeit muß man üben und da ist eben bei dem Einen eher Schluß als bei dem Anderen. Für zu Hause gibt es ja kleine Programme, mit denen man die Geschwindigkeit runtersetzen kann. Live kann man meistens sowieso schneller spielen als zu Hause. Da entsteht eine Gruppendynamik.

    Das Heraushören und Erkennen von Rhythmen kommt in den meisten Fällen mit der Zeit. Aber man muß sich auch mit der Musik beschäftigen, sonst wird das nichts. Irische Musik ist für die Meisten eine fremde Musik, auch wenn man sie mag. Da müssen erst Hörgewohnheiten entwickelt werden. Und erst dann bekommt man eine Ahnung wie es klingen soll und wie nicht...

    Timing kann man mit Klatschübungen und einem Metronom zu Leibe rücken...

    Man muß sich aber immer vor Augen halten, das man zu einem bestimmten Level mit üben kommen kann, danach aber auch noch ein Teil Begabung eine Rolle spielt. Und die hat man oder nicht. Daher ist es nicht immer ratsam, sich mit den richtig guten Spielern zu vergleichen. Es gibt viele Beispiele, wo zwei oder mehrere Leute mit dem Musizieren angefangen haben. Wenn man diese Leute nach einigen Jahren spielen sieht und hört, kann es gut sein, daß sich der Eine wahnsinnig gut weiterentwickelt hat und andere nicht sehr weit gekommen sind. Es kann am Üben und der investierten Zeit liegen, aber auch stark an der Begabung. Und das kann man nicht üben. Ich habe das beim Banjo Spielen. Ich kann mit Fug und Recht behaupten, dass ich kein schlechter Banjospieler bin. Wenn ich mir aber Leute wie Dessie Kelliher angucke, der erst 20 Jahre alt ist, dann muß ich feststellen, dass ich in 3 Leben nicht an das Niveau herankomme. Das habe ich akzeptiert und trotzdem meinen Spaß am Spielen.

    Und da liegt meiner Meinung auch der Kern des Ganzen. Man muß sich immer fragen, wo komme ich her und wo will ich hin. Ich habe erst mit 20 richtig mit Musik machen angefangen. Andere spielen seit ihrer Kindheit. Wenn ich mir zwar die richtig guten Leute zum Vorbild nehme, aber diese nicht als Meßlatte nehme, dann kann ich zufrieden behaupten, dass ich für die kurze Zeit und mit dem Hintergrund sehr weit mit dem Banjo Spielen gekommen bin. Meine Eltern machen z.B. keine Musik. Wenn Jemand aus einem musikalischen Haus kommt, hat er bestimmt Vorteile und ein anderes Verständnis für Musik. Und mit dem wohin ist das auch so eine Sache. Nicht jeder möchte sich auf die Bühne setzen und für Leute spielen oder sich in eine Session setzen. Jeder muß für sich herausfinden, was er will und womit er zufrieden ist. Es gibt Leute, die sind schon zufrieden, wenn sie von der Arbeit gefrustet nach Hause kommen und zum Relaxen ein bischen auf die Trommel hauen. Dabei ist es ihnen mehr oder wenig egal, wie sich das anhört. Sie können sich abreagieren und sind zufrieden. Andere sind erst zufrieden, wenn sie wie John Joe Kelly spielen und das ist ein sehr großes Ziel. Da kann es auch mal zum Frust kommen.

    Damit komme ich zur letzen Frage, soll man als Lehrer jemanden sagen, das er kein Talent für die Bodhrán hat?

    Ich finde nein.

    Mit welchem Recht, darf ich jemanden die Freude an der Bodhrán nehmen, nur weil er nicht so gut spielt. Wenn ich mit meinen eigenen Maßstäben, die ich bei mir ansätze, die Leute meiner Workshops betrachten würde, dann würden eine Menge durch das Raster fallen, auch bei den Fortgeschrittenen!!! Das mache ich aber nicht, warum auch. Ich finde es super, wenn ich im Laufe von mehreren Jahren immer wieder Leute sehe, die zu meinen Kursen kommen und kleine Erfolge in ihrem Spiel vorweisen können. Natürlich freue ich mich, wenn ich bei einigen Leuten große Fortschritte sehe, wie dass zum Beispiel bei Andreas Schneider der Fall ist, der mich und Rolf in Hamm sehr beeindruckt hat. Und da gibt es auch noch andere positive Fälle. Wichtig ist die Freude am Spielen. Und ich habe schon viele Feedbacks erhalten, dass das Bodhrán Spielen den Workshopteilnehmern Spaß macht! Wem es nur darum geht, allen Leuten zu zeigen, was er für ein toller Hecht ist, der sollte lieber zu Meisterschaften gehen...

    Ich für meinen Teil, werde keinem die Spielfreude vermiesen, dieser Arroganz gebe ich mich nicht hin!!! Nur wenn ich direkt nach einer Meinung gefragt werde, werde ich auch direkter antworten.

    Das sind aber nur meine eigenen Ansichten zu dem Thema

    Guido

  • Hallo

    und erstmal danke für eure Antworten :)

    Mit "vernünftig" meinte ich, dass es einigermaßen ok klingt und nicht irgendwie nach "einfach draufkloppen & krach machen", ob man dann noch an Profis rankommt irgendwann oder nicht, is ja nochmal ne andere Frage (und nicht mein angestrebtes Ziel :O )

    Dass es ohne Üben nicht weitergeht ist mir auch klar, aber es gibt doch wahrscheinlich auch Leute, bei denen trotz Üben nichts vernünftiges bei rumkommt?

    Wenn ich ohne Musik was übe, klappt es meist einigermaßen. Sobald ich dann aber Musik anmachen, bin ich weg vom Fenster ;( ich bin dann bei der Melodie und meine Hand hat keine Ahnung mehr, was sie machen soll - ich erkenne den Rhytmus zwar, komme aber nicht rein. Kennt das jemand und klappt das irgendwann?

    Ich denke, das ist eins der ungewöhnlicheren Probleme, oder? Die meisten können ja zu Musik "irgendwas" machen. Wenn ich aber das Gefühl hab, das passt nicht, was ich mache oder ich finde den Einstieg nicht, dann hör ich der Musik zu und mache nichts :rolleyes: Hilft bei sowas üben?

    LG Kim

    Is maith an sc?athán súil charad

    :D Is breá liom bheith ag seinm ar an bhodhrán :D

  • Hallo Kim,

    am Besten nimmst Du irgendwann einmal bei einem Workshop teil. Da kann dann der jeweilige Lehrer genauer drauf eingehen. Es ist schwer so etwas nur in schriftlicher Form abzuklären.

    Hast Du es schon einmal mit Klatschen versucht? So eine Bodhrán ist ja erstmal ein Fremdkörper. Die Hände direkt zu benutzen ist wohl die einfachste und direkteste Form, Rhythmen zu erzeugen. Spiel doch die CD ab und versuche im Takt zu klatschen, um ein Gefühl dafür zu kriegen.

    Ich mache das immer mit meinen Handflächen auf dem rechten und linken Oberschenkel. Dabei klatsche ich abwechselnd auf die rechte und linke Seite. Ein Schlag auf den rechten Oberschenkel entspricht dabei einem Runterschlag auf der Bodhrán und ein Schlag auf den linken Oberschenkel einem Hochschlag auf der Bodhrán.

    Wenn man sich nun einen Reel mit 2/4 Betonung anguckt, so schlage ich abwechselnd 4 Schläge rechts und links auf meine Oberschenkel. Also so:

    R L R L R L R L

    das entspricht

    eins und zwei und drei und vier und

    also einem Takt Reel

    nun mußt Du nur noch bei dem dritten und siebten Schlag den Schlag etwas stärker machen und schon hast Du einen Reel Rhythmus mit 2/4 Betonung. Das würde ich erstmal trocken üben. Da es sich um zwei Runterschläge handelt, müßten die Betonungen immer auf der rechten Seite kommen und zwar beim zweiten und vierten Runterschlag!!!

    Wenn das einigermaßen klappt würde ich die CD starten, möglichst ein Dir bekannstes Stück was im optimal Fall auch langsam ist, und dazu das Schlagmuster auf den Oberschenkeln klatschen. Wenn das klappt und Du ein Gefühl für Rhythmus und Musik bekommst, versuche es doch mal mit der Bodhrán. Wenn das nicht klappt würde ich erstmal wieder klatschen.

    Irgendwann sollten sich Fortschritte einstellen...

    MfG

    Guido

  • moin

    also ich würde mir nen langsamen reel suchen (weil reel geht am einfachsten) und dann die sachen wie "linke hand" und so weglassen

    am einfach nur stur 4/4 durchklopfen mit betonung auf der 1 oder wo sie einem sonst am besten liegt - und zum 4/4 passt ;)
    aber dann diese betonung STUR durchhalten....... bis man sich an das "trommeln während der musik" gewöhnt hat, den tune kennt, die geschwindigkeit intus hat und sich mutig genug fühlt auch den rhythmus oder etwas mit der linken hand dazuzubringen......

    das wäre meine idee

    wobei ich nix gegen guido's anleitung gesagt haben will
    das würde ich zusätzlich auch noch machen

  • Hallo Kim,

    ich glaube nicht, dass Du damit so alleine stehst. Viele Anfänger üben am Anfang feste Pattern ein, weil diese eben schön „konkret“ sind – man weiß halt was man machen soll. Etwas anderes wäre wohl auch eine Überforderung.

    Das schwierige daran ist aber, dass er eben gut sitzt oder nicht, dass heißt entweder er kommt oder er reißt ab. Wenn man dann keine Alternative hat, kann man ja nur noch zuhören.
    Wenn Du alleine spielst machen kleine Temposchwankungen nichts aus – die CD wartet aber nicht, dass ist schon ein Unterschied – versuche mal zum Metronom zu spielen und das Tempo bis auf die Geschwindigkeit des CD Stückes und ein kleines bischen schneller zu steigern – danach dürfte es besser mit der CD klappen.

    Was meinst Du denn mit „bei der Musik“ sein. Wenn Du mit der Bodhranbegleitung der Melodie folgst, ist das ja überhaupt kein Problem – im Gegenteil, wenn man das gut raus hat, ists sogar sehr schön.

    Versuch doch mal die Metronomübung, die hilft bestimmt weiter.

    Schöne Grüße
    Oliver

  • Hallo Kim,

    ich habe festgestellt, daß es meinen Schülern manchmal hilft, wenn sie den Rhythmus oder einbestimmtes Stück erst mal auf einem Aktenordner "begleiten".

    Das hat den Vorteil, daß man nicht von dem Klang, den man produzieren möchte, abgelenkt wird, sondern sich voll und ganz darauf konzentrieren kann, den Rhythmus zu spielen und durchzuhalten.
    Oft hat man nämlich schon eine bestimmte Begleitung im Ohr, und wenn die Trommel dann nicht so klingt wie das im Ohr kommt man schnell raus.
    Zudem hat ein Aktenordner ungefähr die Größe einer Trommel und läßt sich ähnlich handlich hochkant aufs Bein stellen. :D

    Bevor du jetzt denkst "der hat sie ja nicht mehr alle", probiers erst mal aus!

    Viel Spaß dabei und: DRANBLEIBEN!

    Andreas

  • Moin Kim
    das Problem ist mir leider erst bei der Abschlußsession in Venne aufgefallen, sonst hätten wir da vorher, so wie Guido es schon gesagt hat, was drandrehen können. Ich finde auch, Klatschen hilft :)
    Und zwar erstmal ganz einfach, in die Hände, 1,2,3,4.
    Und das zur Musik, dann hast Du schon einen Anhaltspunkt worna Du überhaupt bist. Als nächstes mal die Guido Übung, auch sehr gut. Wenn das alles gut läuft, Aktenordner oder Trommel hernehmen und das, was Du eben geklatscht hast, also 1, 2, 3, 4, das sind ja die Abschläge. Also im selben Timing nun die Abschläge spielen, da wo Du sonst geklatscht hast. Alles klar, wie das gemeint war ? Wenn die Abschläge zur Musik sicher laufen, dann die Zwischenräume mit den Aufschlägen füllen. Aber lass Dir Zeit, die anderen Teile sollten gut sitzen, auch das klatschen. Kannst ja immer ein wenig bodhran ohne Musik spielen, wenn das läuft. Dann zur Musik klatschen.
    Hoffe das hilft
    Der Rolf